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Phylogenetisch bedeutungsvolle Verhaltensänderungen bei Hummeln
Author(s) -
Haas Adolf
Publication year - 1962
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1962.tb00778.x
Subject(s) - humanities , art , gynecology , medicine
Zusammenfassung1 In einem kleinen hypnorum ‐Nest mit Arbeiterkönigin lösten geringfügige Eingriffe Verhaltensänderungen aus, die für die stammesgeschichtliche Deutung des Nestbauverhaltens der Apiden von Bedeutung sind. Diese Hummeln zeigten Anklänge an primitive Bauweisen einzellebender Bienen wie an fortschrittliche der Meliponen und Apinen. 2 Die neuen Verhaltensweisen werden (in Übertragung eines Begriffes der stammesgeschichtlich orientierten vergleichenden Anatomie, R emane 1952) als “ethologische Allochorien” (Verhaltensänderungen durch Arealverschiebungen) beschrieben. 3 Im Hummelnest kann man ein Randareal (Nestdach und wächserne Honigtöpfe) vom Zentralareal (Eiertönnchen, Brutballen und Pollentöpfe) unterscheiden. Im Randareal eines Nestes von B. lucorum erweiterten die Hummeln nach zusätzlicher Lieferung von Hummelwachs und Honig das Honigtopfareal auf die Seitenwände der Wachshülle des Nestes; sie bauten nicht nur an die untere Innenseite des Daches große Honigtöpfe ein, sondern hingen solche sogar außen an der Dachkante entlang an. Gerät aber beim Bauen ein solcher äußerer Honigtopf etwas auf die horizontale Dachfläche, so wird er zur Nestöffnung mit tunnelartiger Überdachung umgewertet. 4 Ein vor das Honigtopf‐Areal gesetztes Futterschälchen wird von den geleert, innerhalb des Topfareals aber honigtopfartig mit Wachs überbaut und mit Öffnungen versehen. Mit sinkendem Honigspiegel im Schälchen werden von den Öffnungen aus nach unten Honigtöpfe in das Schälchen eingebaut. 5 S ladens zwei Grundtypen der Bauweisen von Hummeln werden kurz geschildert: die Topfbauer ( pollen‐storers ) legen Eiertönnchen und Pollentöpfe mehr oder weniger weit voneinander getrennt an; die Larven erhalten von den Futtersaft. Die Taschenbauer ( pocket‐makers ) heften den Pollentopf unmittelbar an das Eiertönnchen bzw. teilweise darunter; die Larven durchfressen den Boden des Pollentopfes, der von den immer neu mit Pollen zugestopft wird. Der hier behandelte B. hypnorum gehört zu den Topfbauern. 6 Im Zentral‐Areal des Hummelnestes haben die Brutballen mit Larven den Vorrang vor den Eitönnchen und Pollentöpfen, wie es ein Versuch (S. 360) mit einer lapidarius ‐Königin zeigte. 7 Das Zentralareal wurde derart verändert, daß ein einzelnes Eiertönnchen zwischen einem normalen und drei künstlich hergestellten Pollentöpfen stand. Dadurch, daß ein Eiertönnchen von Pollentöpfen eingekreist wurde, war für einen Topfbauer eine neue Arealsituation entstanden, die jener der Taschenbauer ähnelte. In dieser neuen Situation kam das Verhalten von hypnorum so in Fluß, daß die jetzt auftretenden Verhaltensweisen teils alten Zuständen bei den solitären Apiden glichen, teils fortschrittlichem Wabenbau bei Meliponen und Apis. Auch ganz neue, bisher nicht bekannte Verhaltensweisen traten auf: es wurden Pollentaschen an den Pollentopf angebaut und mit Eiern belegt; der Topfbauer phaenokopierte das Taschenbauerverhalten. Diese Ver haltensweisen waren jedoch sehr unbeständig. Das Ganze war eine recht labile Mischung allgemeiner Verhaltenselemente der Apidae, weshalb ich sie vorläufig als “generisches Grundverhalten” (Offenbarwerden der Verhaltenselemente des Genus im weitesten Sinn) benennen möchte. 8 Endlich werden Beobachtungen an vagabundierenden mitgeteilt.

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