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Geburt und Geburtshilfe bei der Stachelmaus, Acomys cahirinus
Author(s) -
Dieterlen Fritz
Publication year - 2010
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1962.tb00769.x
Subject(s) - art , philosophy , physics , gynecology , humanities , medicine
Zusammenfassung Bei der Stachelmaus, dem bisher einzigen Nestflüchter unter den Muriden, wurden 86 Geburten in 40 Würfen beobachtet. 96,5% aller Würfe kamen zwischen 00 und 13 Uhr zur Welt. Der Brutpflegetrieb samt dem Säugen anderer Jungtiere setzt schon vor dem Werfen ein. Die Eröffnungswehen, deren ungewöhnlich lange Dauer wohl mit den verhältnismäßig großen Jungen zusammenhängt, zeichnen sich durch Streck‐ und Krümmbewegungen in wechselnder Reihenfolge aus. Wehen und Austreibung des ersten Jungen und die Gesamtgeburt erstgebärender ♀ ♀ dauern doppelt bis mehrmals so lange wie bei späteren Würfen. Die Abfolge der Wehenpausen hängt meist von der Gesamtdauer der Eröffnungswehen ab. Stachelmäuse gebären stehend schräg nach hinten; bei 90% legt sich der vorangehende Teil des Jungen nach hinten und bei 10% — besonders bei kleinen Jungen — auf die bei Nagetieren bekannte Art nach vorn. Das Auftreten beider Möglichkeiten legt, zusammen mit andern Verhaltensweisen, wie z. B. das auf die Austreibung folgende Umdrehen zum Ablecken und Abnabeln des Kindes, die Annahme nahe, daß Acomys als sekundärer Nestflüchter sich stammesgeschichtlich noch im Übergang zwischen nesthocker‐ und nestflüchtertypischem Verhalten befindet. — Embryonenuntersuchungen und Geburtsbeobachtungen gestatten einige Aussagen auch über die mechanischen Vorgänge bei der oft langen Austreibung. Die Steißlagen sind doppelt so häufig wie Kopflagen; es ist schwer verständlich, wie dieses ungewöhnliche Überwiegen stammesgeschichtlich zustande kam und ungefährlich wurde. — Beim Behandeln der Nabelschnur geschieht das direkte Abnabeln des Kindes immer zuletzt und von der plazentalen Seite her, gleich ob es nach der Geburt noch, was häufiger ist, mit der Plazenta verbunden ist oder nicht mehr. Die schwächste Stelle der Nabelschnur liegt nicht in der Nähe der Frucht. Zerren und Anspannen der ungewöhnlich langen, tordierten Schnur beim Abnabeln fördern wohl den Wundverschluß. — Meistens wird die Plazenta der vorangegangenen Jungen vor dem folgenden geboren. Oft entreißen andere ♀♀ dem Muttertier die Nachgeburt und fressen sie selbst auf. — Erstgebärende verhalten sich bei der Geburt ungeschickter als Mehrgebärende. Die Totgeburten machen 1,8% aus. Die Würfe finden inmitten anderer Rudeltiere statt. Dabei war in 66% der Fälle eine Geburtshilfe anderer ♀♀ festzustellen. Die Mehrzahl solcher ♀♀, die wenigstens einmal geboren und Junge aufgezogen haben, besitzen in jeder Fortpflanzungsphase den Trieb und die Fähigkeit, Neugeborenen auf die gleiche Weise zu helfen und Junge zu pflegen wie die Gebärende. Die Hilfe kann schon während der Austreibung beginnen. Das Zustandekommen der Geburtshilfe gerade bei der Stachelmaus mag mit der Größe der Jungen und der dadurch bedingten Gebärhaltung und ‐richtung zusammenhängen, die ein Herankommen anderer ♀♀ ermöglichen. Jedes Junge kann auch in der Folgezeit von jeder “Tante” des Rudels gepflegt, wenn möglich gesäugt und wenn nötig auch adoptiert werden. — Ältere Foeten, auch artfremde, werden zunächst ebenso wie normale Neugeborene, dann aber wie tote Nahrung behandelt und — ohne Beute‐Biß — aufgefressen. An 4 Würfen mit 11 Geburten von Wildfängen der ungefähr seit dem Pleistocän isolierten Kreta‐Stachelmaus ( A. c. minous ) beobachtete ich einen Unterschied zu dimidiatus nur im Verhalten zur noch nicht durchtrennten, bei minous reißfesteren Nabelschnur: 3mal traten die minous ‐♀♀, ohne sich umzudrehen, mit einem Hinterbein über das soeben geborene Kind, so daß sie neben ihm zu stehen kamen; und zweimal sah ich die Mutter das noch an der Schnur hängende Junge — ohne die geringste Beunruhigung — vertragen. Entsprechendes sah ich bei keiner der 86 dimidiatus ‐Geburten. Geburtshilfe kommt auch bei minous vor.

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