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Haustiere im vorkolumbischen Mexiko *
Author(s) -
Wagner Helmuth O.
Publication year - 1960
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1960.tb00213.x
Subject(s) - art , humanities
Zusammenfassung Obwohl die Tierhaltung den Indianern ein angeborenes Bedürfnis ist, wurden in der vorkolumbischen Zeit nur wenige Wildtiere domestiziert. Den vermutlich vom Heulwolf ( Canis latrans ) abstammenden Hund hielt man in mehreren Gebrauchs‐ und Luxusrassen. Mit dem Einbruch der Spanier und dem Verfall der Kultur schwand die Rassezucht. Nackthunde waren Fleischlieferanten. Ihre Haarlosigkeit ist ein rezessives Merkmal, welches immer wieder aus der Mischrasse der altmexikanischen Hunde herausfällt. Die einzige Luxusrasse, die sich auf Grund ihrer Kleinheit erhalten hat, ist der Chihuahua. Das Normalverhalten des Truthuhns ( Meleagris gallopavo ) ist für eine Lebensgemeinschaft mit dem Menschen äußerst ungeeignet. Vielleicht haben Mutationen, welche die Fluchtdistanz gegenüber Bodenfeinden aufhoben, die Domestizierung ermöglicht. Die Moschusente ( Cairina moschata ) war nur locker an den Menschen gebunden. Die domestizierten unförmigen Enten, wie wir sie kennen, wurden erst in Europa gezüchtet. Züchterische Bemühungen um den Waschbären ( Procyon lotor ) und das Tepezcuintle ( Agouti paca ) haben keine Spuren hinterlassen. Als Fleischlieferanten wurden sie vom Schwein verdrängt. Eine ehedem auf der Halbinsel Yucatan gehaltene kleine “Ente” ist nicht mehr zu bestimmen. Enten kommen dort nur als Wintergäste vor; vermutlich handelte es sich um ein Teichhuhn. Vertreter aus der Familie der stachellosen Bienen ( Meliponinae ) werden am Hause gehalten, sind jedoch noch weit weniger domestiziert als die Honig‐bienen. Man versetzt Stöcke aus dem Walde in die Siedlung und versucht, schwärmende Völker einzufangen und anzusiedeln. Die Indianer halten vielerlei Säugetiere und Vögel, ohne sie zu züchten. Kleinkatzen zu domestizieren, was leicht möglich gewesen wäre, bestand offenbar kein Bedürfnis. Die lateinamerikanischen Hockos finden als Baumbrüter keine passende Nistgelegenheit beim Hause, und Tauben keine im Käfig. Alle domestizierten Geflügelarten sind Bodenbrüter. So gute Voraussetzungen die vorkolumbischen Mexikaner dafür mitbrachten, haben sie doch nur wenige Haustiere gezüchtet, weil sich nur wenige Arten dazu eigneten. Vermutlich haben die Indianer es mit mehr Arten versucht, als man heute annimmt.

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