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Untersuchungen zur Koordination der Kopf‐und Beinbewegungen beim Haushuhn 1
Author(s) -
Bangert Harald
Publication year - 1960
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1960.tb00199.x
Subject(s) - physics , gynecology , art , medicine
Zusammenfassung1 Mittels Einzelfilmbildanalyse ließen sich verschiedene Koordinations‐formen des Kopfpendelns schreitender Hühner gewinnen; der Kopf bewegt sich in absoluter oder relativer Koordination mit dem führenden Beinautomatismus. Dabei treten zahlreiche von v. Holst beschriebene Phänome wie Magneteffekt, Zwischenschläge, Block oder Alternans auf. 2 Das Kopfpendeln wird daneben auch durch die retinalen Abbildverschiebungen ausgelöst und vermutlich auch durch afferente Kontrolle während des Rückschwingens der Eigengeschwindigkeit des Körpers so angepaßt, daß das Huhn die Umgebung für kurze Zeit “an Ort” sieht. Ebendenselben Zweck erfüllt aber auch die absolute, afferenzunabhängige, angeborene Koordination beider Rhythmen. 3 Wird der Kopfrhythmus durch Verschieben der Abbilder auf der Retina bei passiver Verfrachtung nach vorn ausgelöst, so schwingt der Kopf mit einer Vorzugsfrequenz von etwa 3 Hz, ohne sich beim Zurückpendeln zeitlich zu verzögern; dieser Vorzugsrhythmus wird vom Vorzugsrhythmus des Schreitens, der bei 2,2 Hz liegt, absolut oder auch relativ koordiniert. Bei der Schreitfrequenz von 2,2 Hz ist die Zeit, während der die retinalen Abbilder ruhen, optimal; darunter verringert sich der Kopplungsgrad beider Rhythmen, und der Kopf ist bestrebt, mit seiner “Eigenfrequenz” zu schwingen. Dadurch verbessert sich die “Blickfeldkonstanz” bei verringerter Geschwindigkeit des Körpers nur unverhältnismäßig gering. Durch Abbildver‐schiebung läßk sich am passiv ohne Kontakt mit dem Boden nach vorn ver‐frachteten Tier koordiniertes Schwingen der Beine allein oder im Verein mit dem Kopfe auslösen. 4 Die Koordinationsformen des Schreitens und Kopfpendelns sind, wie das Verhalten der Küken in den ersten Stunden nach dem Schlüpfen ebenso wie das der optisch erfahrungslosen, im Dunkeln aufgezogenen Tiere beweist, voll angeboren. Auch wenn man die Abbildverschiebungen auf der Retina durch “Mattglasbrillen” unterbindet, pendelt der Kopf ebenso, doch gehen solche Tiere sehr ungern. Die Vorzugsschreitfrequenz der Küken ist höher als die der Erwachsenen, dementsprechend pendelt auch ihr Kopf viel schneller. 5 Küken, die man während der ersten 90 Stunden nach dem Schlüpfen hält, ohne ihnen Möglichkeit zum Schreiten zu geben, gehen ebenso koordiniert wie die normal gehaltenen Kontrolltiere. Durch die erzwungene Bewegungs‐losigkeit staut sich bei ihnen die motorische Erregung stark auf. 6 Die Rolle der afferenten, optomotorischen Steuerung beim Kopfpendeln sowie der zentralnervösen Automatismen und ihrer Koordination wird diskutiert und mit den Ergebnissen anderer Autoren verglichen.