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Die Stammesgeschichte typischer Bewegungsformen der Fisch‐Brustflosse
Author(s) -
Wickler Wolfgang
Publication year - 1960
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1960.tb00192.x
Subject(s) - humanities , physics , art
Zusammenfassung In dieser Arbeit werden verschiedene typische Bewegungsformen der Fisch‐Brustflosse einschließlich ihrer Verteilung im natürlichen System und ihrer Abhängigkeit vom Lebensraum beschrieben und jeweils mit der Anato‐mie der Flosse verglichen. Die Stammesgeschichte der Bewegungsformen läßt sich nach den gleichen Regeln rekonstruieren wie die der Flosse selbst, und zwar aus der Kenntnis (1.) ihrer Verbreitung unter den rezenten Arten unter Berücksichtigung ihres Alters (d. h. an Hand des bereits bekannten Stammbaumes) und (2.) der ökologischen Anpassungen der rezenten und, erschlossen aus der Anatomie, auch der fossilen Arten. Danach ist die rhythmische Brustflossenbewegung älter als die unrhythmische, kann aber gelegentlich auch sekundär auftreten. Wir können primäre und sekundäre rhythmische bzw. unrhythmische Flossenbewegungen unterscheiden. Auf dem Wege zur sekundär unrhythmischen Flosse wird zunächst der Dauerrhythmus auf bestimmte Situationen beschränkt und, wenn diese zu selten mehr vorkommen, ganz durch andere Bewegungsformen ersetzt (bzw. in diese überführt); umgekehrt ist es bei Formen, die sich auf Dauerrhythmus spezialisieren. Aus Ontogeneseabläufen sind folgende Entwicklungsgänge bekannt:a. Entweder hat die Larve von Anfang an eine unrhythmisch schlagende Brustflosse und behält sie zeitlebens ( Barbus ?). Oder sie schlägt zuerst rhythmisch; das kann b. zeitlebens so bleiben ( Cyprinodontidae, Esocidae, Perca, Macropodus ), oder c. in eine unrhythmische Bewegung übergehen ( Salmo, Coregonus, Thymallus, Brachydanio, Tylosurus, Pleuronectes, Solea ), oder d. später stark spezialisiert werden ( Lophius, Periophthalmus, Trigla ), oder e. mitsamt der Brustflosse verschwinden ( Symbranchus ).Daß aus einer larval unrhythmischen später eine rhythmische Brustflossenbewegung würde, ist nirgends beobachtet worden. Der frühontogenetische Brustflossenrhythmus läßt sich wahrscheinlich nicht als Caenogenese deuten. Die Übereinstimmung von phylogenetischer und ontogenetischer Entwicklung ist deshalb als ein Beispiel für die Rekapitulation der Stammesgeschichte im Sinne des Biogenetischen Gesetzes aufzufassen. Einige zusätzliche Fragen werden in Form möglicher Einwände behandelt.