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Beiträge zur Physiologie des Rattenauges
Author(s) -
Hermann Günther
Publication year - 2010
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1958.tb00576.x
Subject(s) - physics , chemistry
Zusammenfassung In Zweifachwahlen (Abb. 1, 2) wurde auf 65 bis 95 cm Abstand das Schvermögen pigmentierter und albinotischer Ratten untersucht. Pigmentierte Ratten lernten in durchschnittlich 117, Albinos in 206 Versuchen, Schwarz und Weiß voneinander zu unterscheiden. Farbige Ratten konnten in diffusem Licht Graupappen, deren relative Helligkeitsdifferenz 37–41% betrug, eben noch unterscheiden und wählten rclativ. Ein 1,3 Min. dunkeladaptierter Albino unterschied fehlerlos 1,5−10 −4 Lux von völliger Dunkelheit. Eine Versuchsanordnung, in der die Ratten vom Entscheidungspunkt zu den 20 cm entfernten Mustern sprangen, brachte keine merklichen Vorteile; ein Dressurapparat mit Drucktasten, der die Ratte unmittelbar nach der Entscheidung bclohnte, war für größere Wahlentfernungen nicht geeignet. Die beiden mit 10 cm seitlichem Abstand nebeneinander gebotenen Sehdinge mußten sich sehr stark unterscheiden, um simultan erfaßt zu werden; schwierigere Aufgaben forderten sukzessiven Vergleich im „Versuch und Irrtum auf Abstand”. Die Ratten lernten Streifenzäune von ihnen helligkeitsgleichem Grau nur dann zu unterscheiden, wenn eine Weiß: Schwarz‐Dressur vorangegangen war. Zuletzt wählten sie ganz unabhängig von der Helligkeit. Das visuelle minimum separabile lag für weiße Ratten bei 40, für farbige bei ctwa 20 Winkclminuten. In Dressurversuchen mit Flimmerlicht ergab sich für pigmentierte Ratten bei 6 Lux Reizstarke eine subjektive Verschmelzungsfrequenz von 35–40 Blitzen/Sek. Das Elektroretinogramm der Ratte gehört zum E‐Typ; ein Aus‐Effekt war nicht nachweisbar. Bei 80 Lux traten bei farbigen und weißen Ratten unabhängig vom Adaptationszustand fast immer kleine a‐Wellen auf; bei 6 Lux und hell‐adaptierten Augen fehlten sie meist. Die elektrophysiologische Verschmelzungsfrequenz bei 80 Lux betrug 21–24 Blitze/Sek., unabhängig von Adaptationszustand und Pigmentierung. Bei 6 Lux lag sie im mäßig hell‐adaptierten Auge zwischen 11,4 und 18,5 Blitzen/Sek. Durch die Sklera hindurch wurde die Größe des retinalen Bildes gemessen. Der daraus errechnete Abstand des Knotenpunktes von der Netzhaut betrug im Mittel 52,8% der Augenlänge. Stark vergrößerte Photographien von frisch präparierten Augen, Linsen und von horizontalen Gefrierschnitten ermöglichten es, die Krümmungsradien und Abstände der brechenden Flächen im Auge zu bestimmen. Aus diesen Werten ließ sich ein schematisches Rattenauge entwerfen, das jedoch mit an‐deren Methoden überprüft und ergänzt werden sollte.