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Verhaltensphysiologische Untersuchungen über die den Weibehenbesprung des Stubenfliegen‐Männchens ( Musca domestica ) auslösenden optischen Faktoren 1
Author(s) -
Vogel Günter
Publication year - 2010
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1957.tb00540.x
Subject(s) - art , humanities , political science
Zusammenfassung der Ergebnisse Bei den ♂♂ der Stubenfliege Musca domestica vermögen auch andere Objekte als artgleiche ♀♀ den der Kopulation vorausgehenden Weibchenbesprung auszulösen, und zwar vorwiegend durch geformte optische Reize. Ihre Analyse mit Hilfe der Spontanwahlmethode ergab bei Kaspar‐Hauser‐♂♂ folgende Befunde: Dunkeltönung durch bunte und unbunte Farben hebt unabhängig von der Abhebung vom Untergrund den Reizwert. Abhebung ist eine notwendige, aber ohne Dunkeltönung nicht hinreichende Eigenschaft für die Sprungauslösung. Körperliche und flächige Attrappen erzielen die gleiche Anzahl Zuwendungen, aber erstere zahlreichere Sprünge. Die Wirkung der Attrappenflächengröße variiert mit der Körperlänge der reagierenden Individuen. Das Optimum liegt jeweils beim 2,26 ± 0,12 fachen der Fläche, die die von oben gesehene Fliege darstellt. Formverschiedene, aber flächengleiche Figuren werden bei geringem Unterschied der linearen Erstreckung nicht unterschieden; wird das Verhältnis Länge: Breite vergrößert, so vermindert dies den Reizwert. Randgliederung und eine dunkle, ungegliederte Figurenmitte erhöhen ihn. Ortsbewegung, aufgefaßt als Verschiebung der Attrappe als Ganzes vor ruhendem Hintergrund, verleiht einem Objekt im Bereich bis zu 4,20 m/sec Bahngeschwindigkeit und bei Bewegung vom reagierenden Tier weg einen sehr großen reaktionsauslösenden Wert. Reizwechsel zwischen Weiß und Schwarz, hervorgerufen durch Rotation randlich gegliederter Figuren oder durch Flimmern der ganzen Fläche, macht eine Weibchenattrappe bis zum Einsetzen der Fluchtreaktion für ein ♂ anziehender. Der negative Effekt tritt dann ein, wenn die Schwarz‐Weiß‐Grenzlinie innerhalb der Attrappe sich schneller bewegt als 20 cm/sec. Bis hierher ist der Auslösewert dem Logarithmus der Flimmerfrequenz direkt proportional. Die kritische Flimmerfrequenz für das Fliegenauge wurde unter den herrschenden Bedingungen mit 270 Reizwechsel in der Sekunde (135 f · sec −1 ) bestimmt. Lernvorgänge konnten in dem Verhalten der Fliegen‐♂♂ gegenüber “♀♀” nicht nachgewiesen werden. Sie reagierten ausschließlich angeborenermaßen und unabhängig von früheren Erfahrungen.