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Beobachtungen am afrikanischen Blauwangenspint ( Merops superciliosus chrysocercus ) in freier Wildbahn und Gefangenschaft, mit Vergleichen zum Bienenfresser ( Merops apiaster L.)
Author(s) -
Koenig Lilli
Publication year - 2010
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1953.tb00391.x
Subject(s) - art , humanities
Zusammenfassung Im Mai 1951 fanden wir im Brutgebiet des Blauwangenspintes ( Merops superciliosus chrysocercus ) bei Biskra auf einer Fläche von rund 1/2 km 2 sieben bewohnte und zwei unbewohnte Höhlen sowie außerhalb ein Einzelnest (Abb. 1–5). Telegraphendrähte dienen als Sitzwarten. Bezeichnend sind die beiden Laufrillen am Boden der leicht abwärts geneigten Laufröhre, die ohne Knick im Wohnkessel, nahe der Gegenseite des Erdhügels, endet. Er enthält als Nistmaterial nur Gewöllereste. Die Lebensweise ist der des Bienenfressers sehr ähnlich, doch wohnen beide Arten nur selten zusammen. Sie beachten die etwas verschiedenen Stimmfühlungslaute der Schwesterart nur wenig. Sie fliegen schwalbenartig gewandt, auf gerader Linie bogig auf‐ und absteigend, rütteln auch manchmal. Etwa alle 75 Minuten lösen die brütenden Gatten einander ab. Die Sonnenbadestellung, in der Heimat nicht beobachtet, gleicht in der Gefangenschaft der des Bienenfressers (Abb. 10 , 20). Es werden beschrieben das Leerlauftotschlagen, die Kopula, das Jungenfüttern, das Aufsuchen von Nebenwarten (Abb. 6). Die Alten nächtigen und überdauern Sandstürme im Nest, ohne den Eingang zu verschließen. Auf Grund von Gewölleuntersuchungen wird die natürliche Nahrung beschrieben. 6 Junge im Alter von 6–16 Tagen (Abb. 7) wurden im Laboratorium aufgezogen. Die Nestjungen sind zierlicher als die des Bienenfressers; der Bettelruf verändert sich kaum. Mehrere Instinktbewegungen reifen wie bei der Schwesterart lange vor Gebrauch (Abb. 8). Der Flugleerlauf junger Bienenfresser enthält auch die Gleitpausen des Erwachsenen und wechselt mit Leerlauftotschlagen ab. Mit 30 Tagen werden die Jungen flügge. Daheim gelang die Aufzucht des Bienenfressers aus dem Ei, in Biskra bewährte sich Bebrüten durch menschliche Wärme. Ein Altvogel ließ sich zähmen. Die Jungen gediehen sommerüber in der Voliere, im Winter freifliegend im Zimmer. Der Blauwangenspint ist zierlicher, fluggewandter und “aufgeschlossener”, weniger spezialisiert als die Schwesterart. Unmittelbar nach dem Flüggewerden wurden sie scheu, später wieder zahm. Die Flug‐Intentionsbewegung des Bienenfressers ist dem Flügelzittern des Futterbetteins und der Paarungsaufforderung anderer Arten homolog, wurde bei ihm jedoch nicht zum Auslöser ritualisiert. Bienenfresser und Blauwangenspinte nächtigen stets dem Zimmerinneren zugekehrt. Die Nachtruhe wird mitunter kurz unterbrochen. Beide Arten schlafen in “Reihe” (Abb. 13). Die Blauwangenspinte suchen öfter als Bienenfresser am Boden nach Nahrung und tragen in Gefangenschaft Scheinbeute zum Sitzast, wo sie sie zubereiten (Abb. 14). Flugbienen fürchteten sie nach den ersten Stichen sehr, doch sind auch sie gegen das Gift immun. Die Körperpflege gleicht der des Bienenfressers: Abb. 15 Putzen, Sichkratzen, Schnabelweteen; Abb. 10 , 20: Sonnenbad; Abb. 16: Regenbad. Sandbaden wurde beim Bienenfresser festgestellt. Die Laute beider Arten werden verglichen. Das Futterbetteln (Abb. 17) dient zugleich als Demutsgebärde und veranlaßt oft den Bedrohenden zum Abflug. Drohszenen, Herumspringen am Ort, vgl. Abb. 18 , 19. Beide Arten sind stark ambivalent, sie zeigen im Winter Pubertätsbalz. Ein Blauwangenspint balzte auch Menschen an (Abb. 20). Mehrmals brachte einer im Schlaf (Traum?) die Paarungsaufforderung. Es gibt individuelle Temperaments‐Unterschiede. Die Mauser wird beschrieben.