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Untersuchungen an der Libellen‐Gattung Calopteryx‐Leach unter besonderer Berücksichtigung ethologischer Fragen
Author(s) -
Buchholtz Christiane
Publication year - 2010
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1951.tb00175.x
Subject(s) - gynecology , art , medicine
Zusammenfassung1 Caloptery x‐Larven leben bei Braunschweig nur in fließenden Gewässern. C. splendens Harris stellt geringere Ansprüche an ihre Wohngewässer als Calopteryx virgo L. C. splendens kommt sowohl in Flüssen wie in Bächen vor, während virgo kleinere Bäche mit schwacher Strömung bevorzugt. 2 Die Aufzucht der Larven im Aquarium glückt am besten bei ständigem Wasserdurchfluß. In stehendem Wasser halten sich die Larven nur bei relativ niederer Temperatur; bei höherer Temperatur ist Zugabe assimilierender Pflanzenteile notwendig. 3 Das Larvenleben der Braunschweiger Calopterygidae dauert im allgemeinen ein Jahr; danach ist die in der Literatur vermerkte Zweijährigkeit der Calopterygiden Mitteleuropas nicht die Regel. 4 Hinsichtlich des Beutefangs steht die Larve insofern mitten zwischen den Anisopteren und Agrioniden, als bei ihr optische und taktile Reize das Zuschnappen gewährleisten. Im Einklang mit diesen Sinnesleistungen stehen spezifische Verhaltensweisen und der Bau des Mentums. 5 In verschieden heller Umgebung bevorzugt die Larve stets Orte von mittlerer Helligkeit. 6 Werbespiel, Kopulationsakt und anschließende Eiablage bei Calopteryx splendens werden beschrieben. Die Kopulation ist gesichert durch die Verkettung männlicher und weiblicher Instinkthandlungen. Anfangs spielen bei beiden Geschlechtern optische Auslöser die Hauptrolle, später werden taktile Reize wichtiger. 7 Die Eiablage kann sowohl über als auch unter Wasser stattfinden; und zwar beobachtet man in kleinen Siedlungsgebieten bei Braunschweig jeweils die eine oder die andere Form der Eiablage. Wieweit hier geno‐ bzw. phaenotypische Faktoren im Spiel sind, bleibt noch zu klären. 8 Das angeborene optische Schema, das die einleitenden Werbehandlungen der Männchen vor dem einfliegenden Weibchen auslöst, enthält neben der flugartigen Bewegungsform als weitere Merkmale die Größe, die Farbe und die Transparenz der Flügel. Jeder dieser vier Faktoren stellt in seiner spezifischen Kennzeichnung eine unbedingt notwendige Reizqualität dar, keiner kann andere ersetzen. 9 Bei Erhöhung des „Aktualspiegels” steigt die Intensität der Instinktbewegungen und die Handlungskette kann länger werden; jedoch wurde dabei bisher kein Merkmalsabbau des Auslöse‐Schemas beobachtet. 10 Die Weibchen der beiden Calopteryx ‐Arten haben sehr wahrscheinlich je ein bestimmtes optisches Schema vom Männchen (Flügelfärbung), wodurch erklärt wird, daß sie auf die andere Art nicht reagieren. Das splendens‐ Weibchen läßt die Paarungsaufforderungen des artgleichen Männchens unbeachtet, wenn dessen Flügel ganz blau gefärbt, also denen des virgo ‐Männchens gleichgemacht wurden. Das Ausbleiben von Artkreuzungen in der Natur scheint im Unterschied der optischen paarungsauslösenden angeborenen Schemata begründet zu sein. Dieses ist wohl der Grund, weshalb eine wechselseitige Geschlechtspartnerschaft zwischen Calopteryx splendens und Calopteryx virgo nicht vorkommt. 11 Die Aktivität der Imagines hängt vor allem von einem Innen‐ und einem Außenfaktor ab, der temperaturabhängigen Gonadenreife und der Wärmestrahlung. Die Reifung der Keimzellen, die Ausbildung der Flügelfärbung und die Reifung des Imaginalverhaltens verlaufen einander parallel.