Premium
Über den Geschmackssinn des Huhnes. IX
Author(s) -
Engelmann Carlheinrich
Publication year - 2010
Publication title -
zeitschrift für tierpsychologie
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.739
H-Index - 74
eISSN - 1439-0310
pISSN - 0044-3573
DOI - 10.1111/j.1439-0310.1950.tb01622.x
Subject(s) - art , humanities , gynecology , medicine
Zusammenfassung 3–15 Wochen alte Küken, sowie die gleichen Tiere im Alter von (3–9 Monaten, andere 6–10 Monate alte Jungtiere und fast dreijährige Hennen großer Hühnerrassen setzte ich mehrere Verdünnungen von Natriumchlorid, Magnesiumchlorid und Salzsäure neben Wasser vor, um die Grenzen ihrer Schmeckempfindlichkeit zu ermitteln. Die Küken waren am schmeckempfindlichsten. Sie übertrafen am Natriumchlorid und der Salzsäure die Leistungen der Jungtiere und der früher geprüften Zwrerghühner beträchtlich, am Magnesiumchlorid geringfügig. Zwischen den einzelnen Rassen bestehen unwesentliche Unterschiede, die auf die ungleiche Reaktionsbereitschaft (Trägheit der zu den “schweren Rassen” zählenden Orpingtons) zurückzuführen sind. Die Schmeckempfindlichkeit läßt sich sowohl an der Ausdehnung des “Bereichs zunehmender Ablehnung” (vom Beginn der Ablehnungs‐ bis zum Ende der Annahmereaktionen) erkennen, als auch an seinem Beginn (Ablehnungsschwelle). Zwischen Ablehnungsschwelle, Wendepunkt (50% Annahme, 50% Ablehnung) und Endpunkt (100% Ablehnung) bestehen feste Beziehungen: der Übergang von der Ablehnungsschwelle zum Wendepunkt erfordert einen Reizzuwachs, der einem Drittel der Ausdehnung des Bereichs zunehmender Ablehnung entspricht; vom Wendepunkt zum Endpunkt sind es zwei Drittel. Die Schmeckempfindlichkeit beruht — unter Zugrundelegung der anatomischen Befunde von Bath — auf der Gesamtzahl der Sinneszellen in allen Geschmacksknospen. Erwärmung steigert die Schmeckempfindlichkeit. Lösungen von bis dahin schwachem Geschmacksreiz wirkten, auf 35°C erwärmt, wie mittlere (NaCl) oder starke Schmecklösungen (HC1 und MgCl 2 ). Reines Wasser von 35°C war den Tieren schwach unangenehm, solches von 45°C bereits stark zuwider. Abkühlung auf 3°C blieb — auch auf die Annahme einer starken Schmecklösung — ohne Einfluß. Das Magnesiumchlorid stellt keine einheitliche Geschmacksqualität dar. Es dürfte den Hühnern in schwacher Aufwandmenge vorherrschend angenehm schmecken (“bitter” oder “süß”), in starker wegen der Verschmelzung beider Geschmackskomponenten (“bitter” oder “süß” mit “salzig”) zu einem einheitlich empfundenen Eigengeschmack, unangenehm. Trotz größerer Reizstärke ist dieser den Hühnern weniger unangenehm als reizschwächere Konzentrationen von NaCl und HCl. “Starre Handlungsweisen”, wie Seitenstrebigkeit, beeinflußten das Verhalten nur so lange, als die Flüssigkeifen merkmalsarm waren. Mit zunehmendem Alter verstärkt sich der Einfluß derartiger psychischer Handelnsantriebe.