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11. Ivo Horvat: Die Grenze der mediterranen und mitteleuropäischen Vegetation in Südosteuropa im Lichte neuer pflanzensoziologischer Forschungen
Publication year - 1962
Publication title -
berichte der deutschen botanischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.871
H-Index - 87
eISSN - 1438-8677
pISSN - 0365-9631
DOI - 10.1111/j.1438-8677.1962.tb02513.x
Subject(s) - geography , geology
Zusammenfassung1. Zum Mediterrangebiet gehört in Südosteuropa die immergrüne, hartlaubige Vegetation der Quercetalia ilicis der Inseln und des engen Streifens des Küstenlandes des Ägäischen, Jonischen und Adriatischen Meeres. Sie ist in einen mäßig trockenen ( Quercion ilicis ) und einen stark trockenen Teil ( Oleo‐Ceratonion ) gegliedert und spielt trotz tausendjährigem Kultureinfluß im Landschaftsbild eine große Rolle. In ökologischer Hinsicht zeichnet sich das Gebiet durch Winter‐ oder Äquinoktialniederschläge und damit im Zusammenhang durch eine langdauernde Sommerdürre und ‐ruhe aus 2 . Dem Mediterrangebiet haben wir auch die an die immergrüne Vegetation anschließenden gemischten und laubwerfenden, der Quercetalia pubesccntis angehörigen Gesellschaften des Ostryo ‐ Carpinion ‐Verbandes zugerechnet, die in Form von Pseudomacchien, Schibljaks und Buschwälder große Flächen der wärmeren, küstennahen Teile Südosteuropas einnehmen. Es ist eine an Relikten und Endcmismen reiche tertiäre Vegetation mit vielen Gattungen und Arten uralter Abstammung. Auch dieses Gebiet hat Frühjahrs‐ und Herbstniederschläge und eine mehr oder weniger ausgeprägte Sommerdürre, aber im Gegensatz zu der immergrünen Vegetation auch eine kältebedingte Winterruhe. Soweit die Ostryo ‐ Carpinion orientalis ‐Gesellschaften als zonale Erscheinung reichen und soweit die diesem Gebiet angehörigen intrazonalen Degradations‐ und Ersatzgesellschaften eine submediterran‐mediterrane Verwandtschaft aufweisen, reicht nach unserem Dafürhalten das Mittelmeergebiet in Südosteuropa. Die Umgrenzung des Mediterrangebietes durch das Ostryo ‐ Carpinion stimmt mit den wichtigsten vegetationsbildenden Faktoren sowie mit dem wirtschaftlichen Gepräge Südosteuropas überein 3 . Die nach dem Ostryo ‐ Carpinion orientalis durchgeführte Abgrenzung des Mittelmeergebietes in Südosteuropa findet eine Berechtigung auch in der Höhengliederung. Während sich die echt mediterranen Gebiete Griechenlands durch mediterranen Tannenwald, die mitteleuropäischen Gebiete durch den Buchen‐Tannen‐ und Fichtenwald auszeichnen, ist der dazwischen liegende submediterrane Raum durch den Pinus heldreichii ‐Wald charakterisiert, der in der subalpinen Stufe in Form eines Bogens die mitteleuropäischen Gebirgswälder gegen das Mediterran umrandet 4 . Zum mitteleuropäischen Gebiet im engeren Sinne gehört dagegen in der niedrigsten Stufe Südosteuropas nur der kleine, westliche Teil von Nordkroatien und Bosnien. Das ist der Raum des kroatischen Eichen‐Hainbuchen‐Waldes ( Querco ‐ Carpinctum croaticum ). Im Gebirge reicht aber die mitteleuropäische, durch das Fagion illyricum gekennzeichnete Vegetation weit gegen Süden und findet erst in Nordgriechenland ihre Südgrenze. – Obwohl die mitteleuropäische Vegetation in Südosteuropa, insbesondere in ihrer niedrigsten Stufe, einen verhältnismäßig kleinen Raum einnimmt, zeichnet sie sich durch einen großen Arten‐ und Endemismenreichtum aus, der mit günstigen Lebensbedingungen im Pleistozän in Zusammenhang steht. Diese an Relikten reiche mitteleuropäischillyrische Vegetation der Fagetalia hat sogar nach den Glazialzeiten den wichtigsten Grundstock für die Bewaldung des waldfreien Mittel‐ und Nordeuropas gebildet 5 . Der Rest der südosteuropäischen Vegetation, die Quercion farnctto‐ (Q. confertae ‐) Wälder einschließend, gehört kaum dem mediterranen, noch weniger aber dem mitteleuropäischen Gebiet, was bisher allgemein angenommen wurde. Es ist ein besonderer Wohnraum extrem kontinentaler Gesellschaften im Kreuzungsbereich der mediterranen, mitteleuropäischen und sarmatischen Vegetation 6 . Südosteuropa ist floristisch und vegetationskundlich einer der reichlichst gegliederten Räume, wo verschiedene entwicklungsgeschichtlich und ökologisch bedingte Vegetationseinheiten zusammentreffen und im ersten Moment die Übersicht erschweren (verwischen). Durch umfangreiche pflanzensoziologische Untersuchungen im Sinne der modernen Pflanzensoziologie ist es jedoch gelungen, diesen äußerst mannigfaltigen Raum zu gliedern, seine ökologischen Zusammenhänge zu klären und damit auch die alte Frage nach der Umgrenzung des Mediterrangebietes in Südosteuropa in neues Licht zu bringen