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10. Hans Wartenberg und Eckart Jelke: Über die Natur der Drift des Redoxpotentiales in Gewebebrei‐aufgchlämmungen höherer Pflanzen
Publication year - 1957
Publication title -
berichte der deutschen botanischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.871
H-Index - 87
eISSN - 1438-8677
pISSN - 0365-9631
DOI - 10.1111/j.1438-8677.1957.tb01305.x
Subject(s) - humanities , physics , philosophy
Zusammenfassung1 . Bei der Messung von Redoxpotentialen der Gewebebreiaufschlämmungen höherer Pflanzen ist nach dem Präparieren des Halbelementes zunächst eine Drift des ROP in der Richtung vom O 2 ‐ zum H 2 ‐Potential zu erwarten. Eine fermentativ geförderte Inaktivierung der Oxydationskräfte des beim Präparieren aus der Luft hinzugekommenen O 2 und seiner Oxydationsprodukte ist die Ursache des Vorganges, der durch Hemmung der Fermenttätigkeit sehr langsam ablaufen kann (Einstellungsdrift). 2 . Parallel zur Einstellungsdrift wird die Beschwerung des ROP geringer. In den Halbelementen, die mit Gewebebrei atmender Zellen hergestellt sind, kann die Drift im Wertgebiet zwischen E'h 300 mV bis E'h 500 mV zu Ende sein. Es ist dann bei hoher Polarisationsempfindlichkeit, d. h. bei sehr geringer Beschwerung, ein konstantes ROP zu messen. Diese konstanten ROP sind regulierte physiologische Zustandsgrößen, die sich bei erzwungener Änderung wieder einspielen, sofern nicht der steuernde Eisenkomplex organischer Säuren und ihrer Alkalisalze eine Änderung erfahren hat. 3 . In vielen Fällen ist die Potentialkonstanz nicht von unbeschränkter Dauer oder es kommt überhaupt nicht zur Potentialkonstanz, d. h. das ROP driftet weiter in der Richtung zum H 2 ‐Potential, was sehr langsam geschehen kann (Gärungsdrift). Diese Drift war die Grundlage der Theorien über ein „Grenzpotential” von W urmser und von M ichaelis . K odama (1926) hatte die Vermutung ausgesprochen, es handle sich um die Folge unvermeidlicher Infektionen durch Gärungserreger. 4 . Bringt man beim Präparieren des Halbelementes Terramycin in die Gewebebreiaufschlämmung, dann endete die Einstellungsdrift ebenso, wie es schon beschrieben wurde, in einer Potentialkonstanz, die bis zehn Tage Dauer beobachtet wurde. Die Gärungsdrift tritt dann nicht in Erscheinung. K odamas Vermutung war also berechtigt. 5 . Mit der Hilfe des Antibiotikums können auch die ROP in Gewebe‐breiaufschlämmungen wachsender Organe mit konstanten Werten gemessen werden. Es ist zu vermuten, daß die vorzügliche Messung länger konstanter ROP, die in Gewebebreien winterruhender Kartoffelknollen ohne gärungs‐hindernden Zusatz möglich ist, auf Hemmstoffe zurückzuführen sind, die einerseits die Winterruhe bewirken und andererseits auch fungistatische Wirkung haben. 6 . Die bekannte keim‐ und zelltötende Wirkung des Toluols verhindert nicht den Ablauf der Prozesse in der Einstellungsdrift und der Steuerung des charakteristischen konstanten ROP. Durch das Toluolisieren des Halbelementes ändert sich die CH + des Inhaltes nicht, die konstanten ROP werden aber 8 bis 10 mV positiver gemessen als die Konstanzwerte der Vergleichspartner ohne Zusatz und mit Zusatz von Terramycin. Die Ursache dieses kleinen Unterschiedes ist noch nicht bekannt. 7 . Die Chemismen, die das Redoxpotential (Konstanzwert) der Gewebebreiaufschlämmung einer höheren Pflanze einstellen und steuern, sind von der Struktur der intakten Zelle unabhängig und können in der Lösung zerstörter Zellen ablaufen.