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44. G. und R. Knapp: Über anthropogene Pflanzengesellschaften im mittleren Tirol
Publication year - 1953
Publication title -
berichte der deutschen botanischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.871
H-Index - 87
eISSN - 1438-8677
pISSN - 0365-9631
DOI - 10.1111/j.1438-8677.1954.tb00097.x
Subject(s) - physics , humanities , forestry , art , geography
Zusammenfassung Im Gebiet des Gschnitz‐, Stubai‐, Wipp‐, Navis‐ und Inntales im mittleren Tirol wurden Pflanzengesellschaften der Mähwiesen und Ackerunkräuter im Bereich der dortigen Dauersiedlungen untersucht. Die geologischen Verhältnisse des Untersuchungsgebietes sind sehr vielseitig. Neben vorwiegend aus Silikaten aufgebauten Gesteinen ist auch bei der Verwitterung kalkreiche Böden lieferndes Material sehr verbreitet. Die landwirtschaftlichen Nutzflächen befinden sich größtenteils auf diluvialen Terrassen und Moränenbildungen oder auf den alluvialen Talböden. Für das Klima sind ziemlich stark kontinentale Merkmale kennzeichnend (u. a. relativ geringe Niederschläge, verhältnismäßig große Temperaturgegensätze). In Lagen über der natürlichen Baumgrenze und im Bereich der subalpinen Fichten‐Lärchen‐Zirben‐Stufe wurden keine Untersuchungen durchgeführt, da in den entsprechenden Höhenlagen im eigentlichen Arbeitsgebiet keine Dauersiedlungen vorkommen. In der montan‐subalpinen Fichtenstufe (etwa 1500 bis 1000 m ü. d. M.) herrscht Egartenwirtschaft und Dauergrünlandnutzung vor. Auf den Flächen, auf denen Nutzung als Mähwiese und Acker wechselt, gedeiht eine Gesellschaft der Goldhaferwiese ( Trisetetum flavescentis ), in der hochwüchsige Gräser und Kräuter vorherrschen ( Anthriscus silvestris ‐reiche Subassoziation). Die hohe Stoffproduktion dieser Pflanzengesellschaft wird durch die gute Düngung des Bodens während der ackerbaulichen Nutzung ermöglicht. Am Rand der Gemarkungen, wo der Boden ständig von Mähwiesen bedeckt ist und kaum gedüngt wird, wächst eine kurzrasige Ausbildungsform der Goldhaferwiese ( Anthyllis vulneraria ‐reiche Subassoziation). Eine dritte, Trollius europaeus ‐reiche Subassoziation spielt im Untersuchungsgebiet nur eine geringe Rolle. Die Unterschiede der hier beschriebenen Goldhaferwiesen gegenüber den Triseteten anderer Teile der Alpen und Europas werden erörtert. Unter Halmfrucht wurden in der montan‐subalpinen Fichtenstufe zwei sehr verschiedene Pflanzengesellschaften festgestellt. Ein Raphanetum raphanistri wächst im Bereich der Silikatgesteine auf zur Versauerung neigenden Böden. Etwas artenreicher ist dagegen eine kalkliebende Ackerunkrautgesellschaft. Vergleicht man deren Artenzusammensetzung mit der von entsprechenden Gesellschaften anderer Teile Mitteleuropas, so kommt der relativ kontinentale Klimacharakter des Untersuchungsgebietes sehr gut zum Ausdruck. In der montanen inneralpinen Föhren‐Fichten‐Stufe (etwa 800 bis 1000 m ü. d. M.) kann bereits Fruchtwechselwirtschaft eine große Rolle spielen. Auf den Getreideäckern herrscht hier an den untersuchten Stellen eine Gesellschaft, die der kalkliebenden Assoziation der montan‐subalpinen Fichtenstufe sehr ähnelt. Differenziert ist sie durch einige Arten, die in diesen tieferen Lagen offensichtlich infolge des günstigeren Klimas gedeihen können. Im noch wärmeren Klimabereich des Inntales wurden bei Roppen Unkrautbestände von Halmfruchtäckern untersucht. Dort ist der hohe Anteil von Wärmekeimern auffällig (z. B. Setaria ‐Arten, Panicum crus‐galli ). Die klimatischen Eigentümlichkeiten der Wuchsräume der Inneralpen können sich somit nicht nur in der natürlichen Vegetation ausprägen, sondern auch in den anthropogenen Pflanzengesellschaften der Wiesen und Äcker, in der Anbaufonn und den angebauten Kulturpflanzen.

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