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44. R. Seeliger: Zur Morphologie der Rebe (Vitis L.)
Publication year - 1935
Publication title -
berichte der deutschen botanischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.871
H-Index - 87
eISSN - 1438-8677
pISSN - 0365-9631
DOI - 10.1111/j.1438-8677.1935.tb01921.x
Subject(s) - philosophy , gynecology , medicine
Zusammenfassung1 . Im rankenlosen Teil ist der Rebsämling radiär gebaut; der radiäre Bau kommt nicht nur in der spiraligen Blattstellung — häufigste Divergenz 2/5 —, sondern aucb in der Stellung der untersten Seitenknospe (Lotten‐ oder Winterknospe) der Acbselsprosse (Geiztriebe) zum Ausdruck. Wie im unteren Teil anderer orthotroper monopodialer Sprosse nimmt die Länge der aufeinanderfolgenden Stammglieder bis zur 1. Ranke in der Regel fortlaufend zu. Oberhalb der 1. Ranke, also im rankentragenden Teil ist der Rebsämling dorsiventral gebaut; die Blattstellung ist alternierend zweizeilig, die Geize tragen die Lottenknospe stets abwechselnd rechts und links. Die Länge der Stammglieder ist hier wie bei allen rankentragenden Teilen der Rebsprosse (Lotten und Geize) einem Rhythmus unterworfen, der zu der Verteilung der Ranken in deutlicher Beziehung steht. Bezeichnet man das oben und unten von je einer Ranke begrenzte Stammglied mit S 1 und die darüber‐stehenden beiden Stammglieder mit S 2 und S 3 , so ist in der Regel S 1 > S 2 < S 3 . Bei den untersuchten Vinifera ‐Sorten und einigen Kreuzungen von Vinifera mit anderen Arten ist dagegen S 2 > S 3 der häufigere Fall. Die nach der Sympodialtheorie zu erwartende Ungleichwertigkeit der an rankentragenden und rankenlosen Knoten stehenden Achselknospen (Geizknospen) kommt in einer Förderung des Wachstums der an den rankenlosen Knoten stehenden Achselsprosse (Geiztriebe) zum Ausdruck. Der sich in Höhe der 1. Ranke vollziehende Wechel der Symmetrieverhältnisse in der Querrichtung (radiärer, dorsiventraler Bau) und in der Längsrichtung [Längenrhythmus der Stammglieder) sowie der Längenrhythmus der Geiztriebe sprechen für den sympodialen Bau des Rebsprosses. 2 . In einer Population von Sämlingen verschiedener Vitis ‐Arten und ‐Bastarde war das Verhältnis der Sämlinge mit rechts‐ bzw. linksläufiger Blattspirale gleich 1:1. Nicht die Lage des Kernes in der Beere, sondern der Zufall entscheidet darüber, wieviel der aus einer und derselben Beere hervorgehenden Sämlinge eine rechts‐ bzw. linksläufige Blattspirale besitzen.