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4. Clara Zollikofer: Zur Rolle der Membrandehnbarkeit bei der floralen Bewegung
Publication year - 1935
Publication title -
berichte der deutschen botanischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.871
H-Index - 87
eISSN - 1438-8677
pISSN - 0365-9631
DOI - 10.1111/j.1438-8677.1935.tb01875.x
Subject(s) - gynecology , physics , medicine
Zusammenfassung der Ergebnisse Das Verhältnis der Membrandehnbarkeit an Konkav‐ und Konvexseite von Blüten‐ und Infloreszenzenstielen (Papaver und Tussilago) wurde während der floralen Bewegung an median längsgespaltenen Stücken der Streckungszone untersucht. Dehnung durch kurzdauernde, starke Belastung ergab, daß höhere plastische und elastische Dehnbarkeit stets der im “Wachstum geförderten Hälfte zukommt. Verdoppelung des Zuggewichts steigert die plastische Dehnung stärker als die elastische. Nach der Spaltung in Paraffinöl gebracht, ist auch die Spreizbewegung der stärker wachsenden Seite stärker, ebenso nach Übertragung in Wasser der Krümmungsrückgang bei Entspannung durch Plasmolyse. Dabei bleibt eine irreversible Krümmungsänderung der im Wachstum geförderten Seite, welche großenteils auf plastischer Dehnung der zentralen Gewebe infolge der Wassersättigung beruht (Tussilago). Bei sofortiger Plasmolyse (Papaver) kommt es nicht zur plastischen Dehnung, sondern der Krümmungsrückgang überschreitet noch die Anfangskrümmung. Die dabei auftretende “Gegenkrümmung” ist aber auch z. Z. der Aufrichtung dorsal größer. Die Ursache liegt in stärkerem Dehnbarkeits‐ und Dehnungsabfall der Zellwände innerhalb der Dorsalhälfte. Aus Längenmessungen an Spalthälften im turgeszenten und im entspannten Zustand ist zu schließen, daß während der Ein‐krümmung die Längendifferenz zwischen Dorsal‐ und Ventralhälfte zu fast 80 % auf ungleicher elastischer Dehnung beruht. Während der Aufrichtung ist die Membranelastizität nur noch mit etwa 20% an der Krümmung beteiligt. Das Stadium stärkster Einkrümmung wird demnach mindestens teilweise durch ungleichseitige elastische Membrandehnung erreicht; Wachstums‐ und Turgorkrümmung wirken bei der floralen Bewegung zusammen. Die Gewebespannung ist in dem sich krümmenden oder geradestreckenden Stiel doppelter Natur: zum radialen Spannungsantagonismus Binde/Mark gesellt sich ein querpolarer Spannungsunterschied zwischen Konkav‐ und Konvexseite, der den ersteren teilweise überdeckt. Da die Dehnbarkeitsunterschiede zwischen den beiden Hälften zweifellos durch ungleiche Wuchsstoffzufuhr hervorgerufen sind, läßt sich mit der Gewebespannungsmethode an gekrümmten Stengelorganen die einseitige Veränderung der Membrandehnbarkeit in Abhängigkeit von der Wuchsstoffversorgung auf einfache Weise demonstrieren. Die Methode ermöglicht zugleich eine Differenzierung der ungleichen Wanddehnbarkeit und ‐dehnung von Rinde und Mark und erfaßt dadurch wenigstens zwei der Komponenten, durch deren Zusammenwirken die Dehnbarkeit des ganzen Organs bedingt ist. Zürich, Institut für Allgemeine Botanik der Universität, im Dezember 1934.