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19. Alwin Schade: Flechtensystematik und Tierfraß
Publication year - 1933
Publication title -
berichte der deutschen botanischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.871
H-Index - 87
eISSN - 1438-8677
pISSN - 0365-9631
DOI - 10.1111/j.1438-8677.1933.tb01049.x
Subject(s) - art , humanities , gynecology , medicine
Zusammenfassung und Schluß1 . Durch Beobaehtungen am Standort ist erwiesen, und Spuren verschiedener Art an der Pflanze selbst lassen es auch später noch erkennen, daß Krustenflechten, namentlich steinbewohnende, an geeigneten Orten gelegentlich oder fortgesetzt durch Tierfraß beschädigt werden 2 . Der Fraß wird verursacht durch zahlreiche Gliederfüßler, ganz besonders aber durch Schnecken 3 . Werden die Lager nicht so stark abgenagt, daß sie bald absterben, so regenerieren sie die verletzte Oberfläche in mannigfaltigster Weise 4 . Offenbar eine Folge der Zerstörung der schützenden Lageroberfläche ist das überaus häufige Auftreten “schmarotzender” Pilze bezw. von Parasymbionten gerade auf ehedem beschädigten Lagern 5 . Frischer Fraß und Regeneration verleihen der Pflanze ein oft so seltsames Gepräge, daß man ohne Kenntnis der Zusammenhänge geglaubt hat, neue Arten, Varietäten und Formen aufstellen zu müssen 6 . Zahlreiche Beweise dafiir bietet die naher daraufhin untersuchte Gattung Rhizocarpon 7 . Daraus folgt, daß es an der Zeit ist, alle in betracht kommenden Flechtengattungen und Arten daraufhin gründlich zu un tersuchen und die zweifellos noch zahlreich vorhandenen systematischen Irrtümer zu beseitigen. In der Folgezeit müssen sie sorgfältig vermieden werden, indem neue Arten und Formen nur unter Berücksichtigung aller Möglichkeiten und auf Grund eingehender Kenntnis der verwandten Arten aufgestellt worden 8 . Erst dann, wenn diese Forderungen erftüllt sind, bietet die Systematik der betreffenden Gattungen zuverläsige Unterlagen für vergleichende Untersuchungen, die deshalb vorläufig am besten unterbleiben oder sich nur auf ganz sichere Arten sttltzen dtlrfen 9 . Endlich ergibt sich hieraus auch noch, daß die längst erschütterte Annahme, die Flechten seien durch irgendwelche Stoffe, in erster Linie durch die sogenannten Flechtenasuren, in besonderem Maße gegen Tierfraß gesichert, unhaltbar ist