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63. Helwig: Über die Frage der Heterorhizie bei Radix Valerianae officinalis
Publication year - 1928
Publication title -
berichte der deutschen botanischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.871
H-Index - 87
eISSN - 1438-8677
pISSN - 0365-9631
DOI - 10.1111/j.1438-8677.1928.tb00359.x
Subject(s) - art , humanities , philosophy
Zusammenfassung Meine gesamten Untersuchungen an Valeriana officinalis sprechen durchaus gegen das Vorhandensein einer Heterorhizie im Sinne T schirch s. Es werden nicht zwei ganz verschiedene Wurzeln angelegt, von denen die einen nur zur Ernährung, die anderen nur zur Befestigung dienen. Die „Ernährungswurzeln” T schirch s sind die jungen Stadien der Baldrianwurzel, die „Befestigungswurzeln” T schirch s die Altersstadien derselben Wurzeln. Das zeigt einmal der anatomische Bau. Die sogen. Ernährungswurzeln besitzen entweder ganz primären radialen Bau der Bündel oder eine junge kreisförmige Anlage der Gefäße. Im Zentrum befindet sich das Mark. Der gesamte Zentralzylinder pflegt sehr klein zu sein, und um die Endodermis herum wird sehr reichlich parenchymatisches Rindengewebe aufgebaut. Mechanische Elemente fehlen den Jugendstadien vollkommen. Die sog. Befestigungswurzeln dagegen enthalten einen mächtigen, strahlig gebauten Holzkörper, der sehr reichlich und kräftig entwickeltes Libriform und Gefäße besitzt. Das Verhältnis vom Zentralzylinder zur Rinde hat sich umgekehrt. Die Rinde nimmt nur noch einen schmalen Streifen um den in die Dicke gewachsenen Holzzylinder ein. Im Zentrum befindet sich auch hier meist Mark. Für die Entstehung der „Befestigungswurzeln” aus den „Ernährungswurzeln” spricht alsdann unzweifelhaft die Tatsache, daß an jungen Rhizomen fast ausschließlich die „Ernährungswurzeln” gefunden werden, während die älteren Rhizome vom vorhergehenden Jahre zur Blüte und Fruchtzeit beinahe ohne Ausnahme Befestigungswurzeln tragen. Bei vielen älteren Wurzeln ist außerdem an ein und derselben sebr gut zu erkennen, wie die Basis eine typische „Befestigungswurzel”. die Spitze dagegen noch eine ausgesprochene primäre „Ernährungswurzel” dastellt. Diese Entwicklungsvorgänge erklären uns auch, daß D ye bei seinen einjährigen Kulturversuchen keine „Befestigungswurzeln” auftreten sah, sondern daß dieselben (sein sog. 3. Typus) nur bei älterem Material zu finden waren. Ferner leuchtet ein, weshalb F laskämper im November des ersten Jahres nur „Ernährungswurzeln” beobachtete und erst im Sommer des nächsten Jahres auch „Befestigungswurzeln”. Schließlich ist es auch verständlich, daß die Droge, die vor der Blüte schon nach einem Jahre gegraben wird, in der Hauptsache Wurzeln ohne mechanische Elemente enthält oder solche mit erst beginnender Verholzung an der Basis. Aus dem vorwiegenden Vorkommen von „Ernährungswurzeln” im ersten Jahre und „Befestigungswurzeln” im zweiten Jahre geht auch hervor, daß die „Befestigungswurzeln” mindestens ebensogut der Ernährung wie der Befestigung dienen müssen, womit der Name „Befestigungswurzel” hinfällig wird. Ebenso müssen die „Ernährungswurzeln” jugendlicher Rhizome neben der Ernährung auch in dem Maße, wie es die junge Pflanze verlangt, der Befestigung genügen. Etwas näher möchte ich noch auf die Angabe H. v. A lten s eingehen, daß T schirch s Ernährungswurzeln ganz und gar nicht zur Ernährung geeignet wären. Wenn man Hauptund Nebenwurzeln der „Ernährungswurzel” nicht gesondert betrachtet, sondern sie als ganzes nimmt, kann man ihr natürlich die Funktion der Ernährung keineswegs abstreiten. Überhaupt bin ich mit F laskämper der Meinung, daß auch H. v. A lten s „Heterorhizie” eine überflüssige Bezeichnung, zumal bei Valeriana officinalis , ist. Die von einer Wurzel ausgehenden Nebenwurzeln sind immer einfacher gebaut und weisen vielfache Reduktionen in bezug auf Rinde, Gefäße und Mark auf. Ihre feinen Verzweigungen mit zahlreichen Wurzelhaaren sind natürlich für eine Ausnutzung des Bodens in erster Linie geeignet, aber besser betrachtet man doch wohl die Nebenwurzeln mit der Hauptwurzel zusammen. Von einer Heterorhizie kann also bei Valeriana officinalis in keiner Hinsicht gesprochen werden.