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Wilhelm Meisters Mignon und Die Ambivalenz der Autorschaft
Author(s) -
Horstkotte Silke
Publication year - 2004
Publication title -
german life and letters
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.1
H-Index - 12
eISSN - 1468-0483
pISSN - 0016-8777
DOI - 10.1111/j.0016-8777.2004.0275.x
Subject(s) - art , humanities
Die zentrale Funktion der androgynen Mignon für die poetische Struktur von Wilhelm Meisters Lehrjahre ist in der Deutungstradition dieses Textes fest verankert. Doch ist Mignon zumeist als geschlechtsneutrale Geniusgestalt interpretiert worden. Dagegen wurde die ambivalente und zwitterhafte Sexualität der Figur gerade in solchen Studien, die sich mit der poetologischen Dimension des Romans auseinandersetzen, bisher nicht genügend beachtet. Dabei steht die problematische Sexualität Mignons jedoch in einem konzeptionellen Zusammenhang mit Fragen der Autorschaft, die nicht nur den Protagonisten Wilhelm betreffen, sondern die in der Literatur um 1800 insgesamt virulent sind. Führt Wilhelms Weg zum Theater einerseits über die Literarisierung der rätselhaften Mignon, so macht deren androgynes Zwitterwesen, das die hermeneutische Ausdeutung der Figur erheblich erschwert, Wilhelms Künstlertum andererseits zunehmend problematisch. Daraus ergeben sich Konsequenzen für unser Verständnis von Goethes, Wilhelms und der männlichen Autorschaft Ende des 18. Jahrhunderts. Das Verschwinden des Autors aus dem Text zeigt sich in Wilhelms Unfähigkeit, die Bedeutung der Chiffre ‘Mignon’ zu kontrollieren. Seine Ablehnung der Theaterlaufbahn in den Lehrjahren verrät ein ambivalentes Verhältnis zu Künstlertum und Autorschaft. Der Bildungsweg Wilhelms verläuft somit keineswegs positiv, sondern ist Zeichen von Resignation über die künstlerische Laufbahn. Deutlich führt dieser Weg in die Vereinsamung und ‘Entsagung’ der Wanderjahre .

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