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FROM ALLUSIVE METAPHYSICAL SILENCE TO OVERT SOCIAL CRITIQUE: THE WAR CHILD IN PROSE TEXTS BY INGEBORG BACHMANN
Author(s) -
Pizer John
Publication year - 2016
Publication title -
german life and letters
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.1
H-Index - 12
eISSN - 1468-0483
pISSN - 0016-8777
DOI - 10.1111/glal.12135
Subject(s) - silence , period (music) , metaphysics , art , psychoanalysis , spanish civil war , literature , art history , history , philosophy , psychology , aesthetics , theology , archaeology
Ingeborg Bachmann's early story Die Karawane und die Auferstehung (1949) takes place in a desert‐like realm of the dead. The characters can perceive each other as they wander aimlessly, but cannot speak. Two figures are children: a girl who died of consumption, and a boy who spent his brief life in an orphanage. Key elements evoke both as war children. At the conclusion, droning bells prompt the boy to attempt telepathically to convey this ringing to the others, who cannot perceive it. Bachmann wrote this story when she was engaged with the philosophy of Ludwig Wittgenstein, and the Wittgensteinian silence reflects Bachmann's inability directly to articulate war trauma at this time. Such silence can only be transcended metaphysically. In Jugend in einer österreichischen Stadt (1959), greater temporal distance from the war's trauma freed Bachmann to portray war children with more realistic immediacy. Thus, she launched an overt critique of the Austrian patriarchy that victimised young people during the war and in the occupation period. The ironically unmentioned but clearly latent political transition in the country from Austrofascism to Nazism in the early lives of these young people marks them as distinctly Austrian war children. In the novel fragment Der Fall Franza (1966) a suicidal woman evokes her adolescent experience of the occupation period through the distorting lens of nostalgia. The article argues that Bachmann's portrayal of childhood evolved from an early, tentative evocation of redemption through a dead young war orphan enveloped in an empowering silence to a focus on the abandonment of Austrian youth during the fascist period and its immediate aftermath. Finally, in Franza , war brings about a trauma that leads to the manifestation of a woman's masochistic personality in adolescence and adulthood. Ingeborg Bachmanns Geschichte Die Karawane und die Auferstehung (1949), die zu ihrem Jugendwerk gehört, spielt sich in einem wüstenähnlichen Reich der Toten ab. Die Charaktere nehmen sich gegenseitig wahr, wie sie ziellos herumwandern, aber sie können nicht sprechen und bleiben stumm. Zwei Figuren sind Kinder: Ein Mädchen, das an Schwindsucht starb, und ein Junge, der sein kurzes Leben in einem Waisenhaus verbrachte. Wesentliche Elemente evozieren den Jungen und das Mädchen als Kriegskinder. Am Ende fordern dröhnende Glocken den Jungen auf, zu versuchen, das Dröhnen den anderen, die es nicht wahrnehmen können, telepathisch zu vermitteln. Bachmann schrieb diese Erzählung, als sie mit der Philosophie von Ludwig Wittgenstein beschäftigt war. Das Wittgensteinsche Schweigen spiegelt Bachmanns Unfähigkeit wider, zu dieser Zeit ihr Kriegstrauma unmittelbar zu artikulieren. Das Schweigen kann nur metaphysisch transzendiert werden. In Jugend in einer österreichischen Stadt (1959) konnte Bachmann durch den größeren zeitlichen Abstand vom Trauma des Krieges die Kriegskinder mit realistischer Unmittelbarkeit darstellen. Damit beginnt ihre offene Kritik am österreichischen Patriarchat, das junge Menschen während des Krieges und in der Besatzungszeit zu Opfern machte. Der politische Übergang des Landes vom Austrofaschismus zum Nazismus bleibt unerwähnt, ist aber impliziert und kennzeichnet die Jugendlichen als österreichische Kriegskinder. Im Romanfragment Der Fall Franza (1966) evoziert eine selbstmörderische Frau ihre Erfahrung der Besatzungszeit durch eine verzerrende Nostalgie. Der Beitrag stellt fest, dass sich Bachmanns Darstellung der Kindheit folgendermaßen entwickelt: Von der tastenden Evozierung der Erlösung der Gesellschaft durch ein in ermächtigendem Schweigen verhülltes, verstorbenes Kind hin zur Preisgabe der Jugend während der faschistischen Periode und in der unmittelbaren Folgezeit. Schließlich verursacht der Krieg im Fall Franza ein Trauma, das zum Masochismus in der Adoleszenz und im Erwachsenenalter einer Frau führt.