THEODOR STORM AND DISENCHANTMENT

This essay examines Theodor Storm as a practitioner of the novella in the context of ideas about ‘disenchantment’ – a concept given prominence by Max Weber and later taken up by Adorno and Horkheimer. The comparison proceeds from Storm's recognised relation to currents of nineteenth‐century thought from which the philosophical discourse of disenchantment emerged. In the perspectival complexity of Der Schimmelreiter Storm gives expression to problems of narrative legitimation which Weber sees as characteristic of rationalisation; for Adorno and Horkheimer such problems underlie the self‐alienation of the ‘enlightened’ world view, which they understand as becoming mythic. Storm anticipates these tensions in his spectrally infused treatment of nature, which allows him to grasp the crisis of myth and enlightenment as continuous with a discursive primacy of the aesthetic. His text throws such primacy into critical relief as inadequate to the claim of realist narrative art. Der Beitrag untersucht die Novellenpraxis Theodor Storms vor dem Hintergrund des von Max Weber prominent gemachten, später von Adorno und Horkheimer weiterentwickelten Begriffs der ‘Entzauberung’. Die literaturgeschichtliche Grundlage des Vergleichs bildet der belegte Kontakt Storms zu intellektuellen Strömungen seiner Zeit, aus denen der philosophische Diskurs der Entzauberung hervorging. Es wird gezeigt, wie die erzählerische Komplexität des Schimmelreiters jene Problematik der narrativen Legitimation manifestiert, die Weber als Merkmal der Rationalisierung kennzeichnet und Adorno und Horkheimer zur Selbstentfremdung einer ‘aufklärerischen’, damit in den Mythos umschlagenden Weltsicht stilisieren. Diese Spannungen antizipiert Storm im Horizont einer spektralen Naturthematik, die es ihm erlaubt, die krisenhafte Identität von Mythos und Aufklärung als Parallelbewegung zu einem – durch seine Novelle relativierten – diskursiven Vorrang des Ästhetischen zu begreifen, der dem Anspruch einer realistischen Erzählkunst nicht gerecht wird.