THE END OF ‘NOBLESSE OBLIGE’ IN GERMAN REALISM? SOCIAL MOBILITY AND SOCIAL OBLIGATION IN THE WRITING OF LOUISE VON FRANÇOIS

Louise von François stands out amongst German nineteenth‐century women authors as one of the few who were able to acquire and retain a place in the realist canon, yet her writing about social dynamism in the decades before Germany's Unification has remained largely unrecognised. In her historical fiction, as well as in her more topical novellas, François demonstrated an abiding fascination with questions of social mobility and the moral obligations imposed upon the individual by social status. She subjected the lesser nobility, in particular, to a critical scrutiny which would be unsurpassed until the work of Theodor Fontane in the final stages of German realism. This article argues that these preoccupations remained a constant throughout François's writing life, being at the heart of two of the early novellas which helped to establish her reputation ( Hellstädt and Der Erbe von Saldeck ) and forming the cornerstone of her final novel, Stufenjahre eines Glücklichen , a ‘Bildungsroman’ in which she addresses the psychological and moral challenge of social mobility in greater depth. These works, hitherto neglected by modern scholarship, offer us new insights into realist literary responses to social change in the emerging German nation. Obwohl Louise von François zu den wenigen deutschsprachigen Autorinnen des Realismus gehört, die bis heute einen Platz im Kanon behaupten, sind ihre Texte aus den Jahrzehnten vor der Reichsgründung, welche die Probleme des gesellschaftlichen Wandels zum Thema haben, von der Forschung bislang unberücksichtigt geblieben. François zeigte sowohl in ihren historischen Romanen und Novellen als auch in ihren Texten mit einem konkreteren Gegenwartsbezug ein anhaltendes Interesse für die Problematik des gesellschaftlichen Auf‐ bzw. Abstiegs sowie der moralischen Verpflichtung, die mit einem hohen gesellschaftlichen Status einhergeht. Ihre kritische Prüfung der Rolle vor allem des Kleinadels findet ihresgleichen erst in den Werken Theodor Fontanes in der Endphase des deutschen Realismus. Ziel dieses Aufsatzes ist es zu zeigen, dass François’ Auseinandersetzung mit diesen Themen eine Konstante in ihrem Werk bildet – von den frühen Novellen, die ihren Ruf begründeten ( Hellstädt und Der Erbe von Saldeck ), bis zum späten Bildungsroman, Stufenjahre eines Glücklichen , der die psychische und moralische Problematik des Statuswandels einer tiefergehenden Analyse unterzieht. Diese von der Forschung vernachlässigten Schriften bieten einen neuen Einblick in das von den Autoren des Realismus vermittelte Bild vom gesellschaftlichen Wandel in der Reichsgründungsära.