Die Zecke und ich: Parasiten‐Wirt‐Interaktionen zwischen Zecken und Menschen

Zusammenfassung Zecken, insbesondere Schildzecken ( Ixodidae ), die zu den bedeutendsten Überträgern gefährlicher Infektionserreger gehören, saugen für längere Zeit an ihren Wirten. Mit dieser Lebensweise haben sich zahlreiche Anpassungen bei Zecken und ihren Wirten entwickelt, deren pharmakologische Bedeutung zunehmend erkannt wird. Viele bioaktive Substanzen im Zeckenspeichel kommen als Grundlagen neuer Medikamente in Frage. So können Komponenten des Zeckenzements zu Gewebeklebern oder Wundverschlüssen entwickelt werden. Analgetisch und antipruritisch wirkende Speichelbestandteile inhibieren Histamin und Bradykinin, andere Zeckenmoleküle binden Opioid‐oder Cannabinoid‐Rezeptoren. Zeckenspeichel hemmt den extrinsischen, den intrinsischen oder den gemeinsamen Schenkel der Blutgerinnung, was Implikationen für die Behandlung verschiedener thromboembolischer Krankheiten hat. Ebenso wirkt er vasodilatierend und beeinflusst die Wundheilung. Das breite Spektrum immunmodulatorischer und ‐suppressiver Wirkungen des Zeckenspeichels, wie die Inhibition vieler Chemokine oder zellulärer Immunreaktionen, könnte zur Entwicklung von Medikamenten gegen Entzündungen bei Autoimmunkrankheiten oder Infektionen beitragen. Durch die Entwicklung moderner Impfstoffe gegen Zecken kann schließlich die Ausbreitung ernster Infektionen eingedämmt werden. Die medizinische Bedeutung der komplexen Interaktionen von Zecken mit ihren Wirten wird zunehmend erkannt und in erste klinische Anwendungen überführt. Anhand ausgewählter Beispiele wird hier ein Überblick über die gegenseitigen Anpassungen von Zecken und Wirten gegeben, wobei der Fokus auf deren Bedeutung für medizinische Entwicklungen liegt.