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Multiple Chemikaliensensibilität (MCS) – Ein Leitfaden für die Dermatologie zum Umgang mit den Betroffenen
Author(s) -
Harter Katharina,
Hammel Gertrud,
Fleming Megan,
TraidlHoffmann Claudia
Publication year - 2020
Publication title -
jddg: journal der deutschen dermatologischen gesellschaft
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.463
H-Index - 60
eISSN - 1610-0387
pISSN - 1610-0379
DOI - 10.1111/ddg.14027_g
Subject(s) - gynecology , political science , medicine
Zusammenfassung Multiple Chemikaliensensibilität (MCS) ist eine subjektiv erlebte, erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Chemikalien aus der Umwelt. Betroffene reagieren mit vielfältigen, unspezifischen Beschwerden. Symptome an Haut und Schleimhäuten werden von Personen mit MCS häufig auf eine Exposition gegenüber Chemikalien zurückgeführt. Auch Dermatologen sollten sich deshalb mit dieser Gesundheitsstörung auseinandersetzen. Multiple Chemikaliensensibilität ist eine Ausschlussdiagnose. Durch Basisdiagnostik, Allergiediagnostik oder Umweltdiagnostik sollen andere mögliche Ursachen für Symptome ausgeschlossen werden. Die Dermatologie sollte in erster Linie Hauterkrankungen und Allergien als mögliche Ursachen für Beschwerden abklären. Interdisziplinäre Betreuung der Betroffenen ist insbesondere bei schweren Verläufen von Relevanz, beispielsweise, wenn Betroffene in Ihrer Alltagsbewältigung eingeschränkt sind. Wichtige Disziplinen sind dabei unter anderen Umweltmedizin, Psychosomatik, Arbeits‐ und Sozialmedizin. Hautbeschwerden werden durch die Dermatologie symptomatisch, zum Beispiel mit Hautbasispflege, behandelt. Evidenzbasierte Therapieempfehlungen zur Behandlung von MCS gibt es bislang nicht. Menschen mit MCS sollen vor überflüssigen Behandlungen und damit vor psychischen, sozialen und finanziellen Belastungen geschützt werden. Für den Umgang mit Betroffenen sind neben fachlichen, naturwissenschaftlichen Kompetenzen vor allem auch kommunikative und psychosoziale Kompetenzen relevant. Psychotherapeutische Weiterbildung für behandelnde Personen ist hilfreich. Unabhängig von den Mechanismen, die zu MCS führen, ist eine aktiv unterstützende Grundhaltung behandelnder Personen, eine gute Arzt‐Patient‐Beziehung sowie interdisziplinäre Zusammenarbeit bei Diagnostik und Therapie nötig.