Kein Überlebensvorteil beim Sentinel‐Lymphknoten‐positiven Melanom mit sofortiger kompletter Lymphadenektomie – eine Übersicht

Zusammenfassung Seit Jahrzehnten wird die Melanomchirurgie von dem Halstedischen Konzept der schrittweisen Metastasierung zunächst in die Lymphknoten und anschließend an entfernte Stellen geleitet. Daher wurde eine frühe komplette Lymphknoten‐Dissektion (CLND) empfohlen, um das Überleben zu verbessern. Bis in die 1990er Jahre wurden elektive Lymphadenektomien durchgeführt, vorzugsweise bei Patienten mit einer mittleren Tumordicke von 1–4 mm. Vier große prospektiv randomisierte Studien zeigten keinen Überlebensvorteil für CLND im Vergleich zur reinen Beobachtung. Die Sentinel‐Lymphknotenbiopsie wurde in den 1990er Jahren eingeführt und die CLND war auf Patienten mit positiven Sentinelknoten beschränkt. Basierend auf der Lymphoszintigraphie wurde postuliert, dass die drainierenden Lymphknoten nun genauer erkannt werden. In einer großen Studie wurde das Sentinel‐Lymphknoten‐geführte CLND im Vergleich zur reinen Beobachtung untersucht, und es wurde kein Vorteil für das melanomspezifische Überleben festgestellt. Vor kurzem haben zwei prospektive randomisierte Studien untersucht, ob CLND bei Patienten mit positiven Sentinelknoten das melanomspezifische Überleben oder das Gesamtüberleben verbessert. Beide Studien fanden keinen Überlebensvorteil für Patienten mit CLND im Vergleich zur reinen Beobachtung. Der Grund für das Versagen von CLND, das Überleben zu verbessern, ist offensichtlich eine parallele und nicht eine schrittweise Entwicklung der Lymphknotenmetastasen und der Fernmetastasen. Daher sollte eine sofortige CLND in der Melanomchirurgie in Frage gestellt werden.