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Das tragende Symbol: Ambivalenz jüdischer Identität in Stefan Zweigs Werk
Author(s) -
Fraiman Sarah
Publication year - 2002
Publication title -
german life and letters
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.1
H-Index - 12
eISSN - 1468-0483
pISSN - 0016-8777
DOI - 10.1111/1468-0483.00228
Subject(s) - humanities , art , philosophy
Stefan Zweig gilt, weitgehend zu Unrecht, als Kosmopolit und übernationaler Schriftsteller, der sich kaum um seine jüdischen Wurzeln kümmerte und dessen jüdisches Wissen äußerst beschränkt war. Sein bekanntestes jüdisches Werk, Jeremias , wird vor allem als pazifistisches Werk rezipiert. Bei genauerer Betrachtung vor allem von der Erzählung Der begrabene Leuchter (1937) zeigt sich jedoch, dass Zweig ein weit größeres jüdisches Wissen besaß, als bisher angenommen wurde. Die vorliegende Studie verfolgt außerdem die unterschwellige Ambivalenz Zweigs seinem Judentum gegenüber: während er auf bewusster Ebene sein Judentum als Voraussetzung für sein übernationales Europäertum betrachtete und somit diese beiden Seiten seines Wesens in Einklang zu sein schienen, weist Zweigs Einstellung zum Judentum in seiner traditionsbewussten, osteuropäischen Form ambivalente Züge auf: Verachtung und Ablehnung mischen sich mit einer gewissen Bewunderung. Diese gemischten Gefühle durchziehen seine Werke von Buchmendel (1929) bis zum Roman Ungeduld des Herzens (1939), in welchem sich erstmals eine Änderung von Zweigs Stellungnahme zu seinem Judentum manifestiert: Zweigs latentes Gefühl des Verrats an seinem Judentum und sein Wunsch, diesen Verrat hinterher wieder gutzumachen, scheinen sich im Roman zu verbergen. Dieser Interpretationsansatz soll ein neues Licht auf Zweigs Einstellung zu seinem Judentum werfen.