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’O, dass die Welt man uns zur Heimat lasse’: Gottfried Kapps Erzählsammlung Wandellose Götter
Author(s) -
Eilert Hildegard,
Battafarano Italo Michelle
Publication year - 2000
Publication title -
german life and letters
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.1
H-Index - 12
eISSN - 1468-0483
pISSN - 0016-8777
DOI - 10.1111/1468-0483.00169
Subject(s) - art , humanities , philosophy
Gottfried Kapp starb 1938 unter der Folter der Gestapo. Seine Novellensammlung Wandellose Götter erschien posthum 1960. In ihr geht Kapp der Bedeutung der antiken Kultur für eine Zeit totalitärer Regime nach, in denen kriegerisched Heldentum gepriesen wird. Dem stellt Kapp als Erbe der Antike ein Menschenbild entgegen, das sich durch Selbstbewßtsein und Lebensfreude auszeichnet und im Alltag bewährt. Doma, die weibliche Titelgestalt der umfangreichsten Erzählung der Sammlung, verkörpert Kapps Ideal am beeindruckendstren. Die junge Capreserin, Tochter reicher Schiffer und Kaufleute, bleibt sich und ihrer Liebe gegen den Willen ihrerd Vaters und ihrer Brüder treu und heiratet enterbt einen Bauernsohn, mit dem sie in die USA auswandert. Nach einer kurzen Zeit des Glücks stirbt ihr kränklicher Mann, sodaß sie mit ihren drei Kindern nach Capri zurückkehren muß, wo sie als Magd in ihrer Familie lebt. Dennoch verbittert Doma nicht, sondern wird allen Einwohnern der Insel wie eine Mutter. Der sinnbildliche Name Domas, der aus donna und madre , Frau und Mutter, zusammengesetzt ist, sowie der Insel‐Schauplatz am Anfang und Ende der Erzählung unterstreicht, daß für Kapp menschliche Größe geschichtslos ist, der Mensch im Alltag göttergleich wird.