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Góngoras Soledades . Der barocke Traum von der enzyklopädischen Beherrschung der Welt
Author(s) -
Kluge Sofie
Publication year - 2002
Publication title -
orbis litterarum
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.109
H-Index - 8
eISSN - 1600-0730
pISSN - 0105-7510
DOI - 10.1034/j.1600-0730.2002.570301.x
Subject(s) - philosophy , humanities , art
Inhaltsangabe. Unter allen Werken der spanischen Literaturgeschichte ist Góngoras Soledades (1614) das am meisten diskutierte und strittigste. Im ersten Teil dieser Untersuchung werde ich versuchen, seine unmäßig komplizierte Rezeptionshistorie nachzuzeichnen, während der zweite Teil eine Interpretation bietet, die anstrebt, die heterogenen Fäden des ‘gongorinischen Problems’ zu sammeln. Dieses Verfahren repräsentiert die Anschauung, daß die fast 500 Jahre lange Diskussion über die Bedeutung und den Wert der gongorinischen Gedichte weit über die Grenzen des konkreten Textes hinausgeht und ein universales, literaturtheoretisches Problem bildet: die Frage der literarischen Form als Beherrschung eines Objekts dieser oder jener Art. Die Interpretation der Soledades als eine komplizierte Diskussion der menschlichen Beherrschung veranschaulicht meiner Meinung nach die verschiedenen Teile der Rezeption, die zu verschiedenen Zeiten aus verschiedenen Ursachen diesen oder jenen Aspekt hervorgehoben haben, meist reduzierend und selten synthetisierend. Die Implikation ist die, daß die vielen, einander gegenseitig widersprechenden Interpretationen nicht zufällige, oder schlechthin historisch bedingte sind, sondern ihren Ursprung in der eigenen Komplexität oder Konfliktualität der Soledades haben. Ich bin also davon ausgegangen, daß die Diskussion über die gongorinische Form im 17. Jahrhundert ihren Grund in dem ambivalenten Verhältnis der Gedichte selbst zur literarischen Form als Beherrschung habe, und daß diese Ambivalenz im Verhältnis zur Form der Grund des Zwiespalts zwischen Ästhetizismus und Materialismus in der Interpretation des Inhalts der Gedichte im 20. Jahrhundert sei. Die Diskussion der literarischen Form ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen bedeutet aber nicht, daß die Gedichte unabhängig von ihrem historischen Kontext gelesen werden. Ganz im Gegenteil soll es mir gerade darum gehen, die besondere Problematisierung der Beherrschung in Soledades als Ausdruck eines historisch bedingten Schismas zwischen der Dämonisierung der menschlichen Beherrschung der Welt durch ein theologisches Weltbild auf der einen Seite, und dem optimistischen und neugierigen Entdeckungs‐Geist der Aufklärung auf der anderen Seite zu verstehen.

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