
Cliffhanger als gewinnbringendes Stilmittel bei der Leseförderung?
Author(s) -
Markus Spilles
Publication year - 2022
Publication title -
lernen und lernstörungen
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 2235-0985
pISSN - 2235-0977
DOI - 10.1024/2235-0977/a000372
Subject(s) - gynecology , political science , medicine
Zusammenfassung. Hintergrund: In der Vergangenheit wurden bereits zahlreiche Leseförderkonzepte erfolgreich evaluiert. Ein Desiderat besteht jedoch im Bereich der Materialanalyse. Die aktuelle Pilotstudie überprüft, ob im Rahmen einer Leseförderung variierende Texteinteilungen die Lesefreude und die Erinnerung an Textinhalte beeinflussen könnten. Methoden: N = 109 Kindern aus dritten und vierten Klassen wurden zwei Versionen eines kurzen Erzähltextes vorgelegt, die sich lediglich im Hinblick auf die Einteilung in Sinnabschnitte unterschieden. Über diesen Weg wurden vorhandene oder nicht vorhandene spannungsreiche Handlungsunterbrechungen (Cliffhanger) am Ende der Textabschnitte evoziert. Die Kinder wurden randomisiert auf zwei Bedingungen (Cliffhangergruppe, Kontrollgruppe ohne Cliffhanger) aufgeteilt. Anschließend wurden im Rahmen einer Leseverständnisförderung die Texte abschnittsweise durchgearbeitet. Ergebnisse: Kinder der Cliffhangergruppe schätzten nach der Leseförderung die erlebte Lesefreude signifikant günstiger ein, konnten sich jedoch auch signifikant schlechter an die Textinhalte erinnern als die Kinder der Kontrollgruppe. Diskussion: Cliffhanger könnten somit tatsächlich die Lesefreude bei der Umsetzung von Lesefördermethoden steigern. Im Hinblick auf das Textverständnis werden jedoch möglicherweise zusätzliche kognitive Ressourcen beansprucht, was eine Verarbeitung der Inhalte erschwert. Dieser Hypothese müsste in zukünftigen Studien nachgegangen werden.