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Replikationskrise in der präklinischen Suchtforschung und Vorschläge zur Krisenbewältigung
Author(s) -
Rainer Spanagel
Publication year - 2021
Publication title -
sucht
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.27
H-Index - 27
eISSN - 1664-2856
pISSN - 0939-5911
DOI - 10.1024/0939-5911/a000722
Subject(s) - gynecology , political science , philosophy , art , medicine
Zusammenfassung. Fragestellung: Nicht nur die Suchtforschung, die Wissenschaft im Allgemeinen hat ein Problem. Viele veröffentlichte wissenschaftliche Befunde lassen sich nicht replizieren. In der biomedizinischen Forschung tritt das Problem der Reproduzierbarkeit von Daten über das gesamte translationale Kontinuum hinweg auf. Es gibt jedoch zwei große Translationslücken. Zum einen die mangelhafte Übertragbarkeit von Befunden aus den Grundlagen bzw. der präklinischen Forschung in den klinischen Humanbereich und zum anderen die Übertragung von Befunden aus klinischen Studien in die praktische Durchführung im klinischen Alltag. Warum lassen sich die Ergebnisse von tierexperimentellen Befunden häufig so schlecht auf den Menschen übertragen? Spezifische Probleme: Unabhängig vom Forschungsbereich und dem Herkunftsland der Forschung wurden in den letzten Jahrzenten fast ausschließlich positive Resultate veröffentlicht. Dieser positive Publikationsbias trägt zunehmend zu Translationsproblemen bei. Ein weiteres Problem ist die mangelhafte Methodik. Die Genauigkeit, mit der präklinische Daten erhoben und beschrieben werden, und die daraus resultierende Robustheit der Daten sind im Allgemeinen sehr gering. Häufig wird auch übersehen, dass die tierexperimentellen Befunde, die publiziert werden, letztendlich nur eingeschränkt generalisierbar sind. Ein weiteres keineswegs zu unterschätzendes und bislang in der Literatur nicht erörtertes Translationsproblem ist der fehlende Placeboeffekt bei tierexperimentellen Interventionsstudien. Vorschläge: In diesem Positionspapier wird ein 10-Punkte-Katalog erörtert, mit dem sich die Reproduzierbarkeit und Translation von präklinischen Studien deutlich erhöhen ließe. Schlussfolgerungen: Trotz der hier vorgeschlagenen verbesserten Methodik wird es auch in Zukunft immer wieder zu einem Translationsfehler kommen. Entscheidend dabei ist dann die Frage: Warum kam es zu einem Translationsfehler? Die simple Begründung, tierexperimentelle Befunde ließen sich nicht auf den Menschen übertragen, kann so nicht gelten. Denn meist kann durch weitere Forschungsbemühungen und einem kritischen Dialog zwischen Präkliniker und Kliniker eine Erklärung für einen Translationsfehler gefunden werden. Wir können somit aus Translationsfehlern lernen und weiteren Erkenntnisgewinn schaffen. Die Replikationskrise ist nur dann eine Krise, wenn wir für fehlende Replikation keine Erklärung finden.

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