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Der verschwundene Ingenieur
Author(s) -
Trautz Martin
Publication year - 2018
Publication title -
stahlbau
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.268
H-Index - 19
eISSN - 1437-1049
pISSN - 0038-9145
DOI - 10.1002/stab.201810600
Subject(s) - humanities , physics , art
Herrn Dr.‐Ing. Dr.‐Ing. E.h. Karl‐Eugen Kurrer anlässlich seines Eintritts in den Ruhestand gewidmet Im letzten Jahr lag die Einweihung der Müngstener Brücke, der höchsten und zugleich weit gespanntesten Brücke aus Stahlfachwerk in Deutschland, im Städtedreieck Solingen – Remscheid – Wuppertal 120 Jahre zurück. Mit einer Bogenspannweite von 170 m und einer Konstruktion, die den großen Bogenbrücken der Firma Eiffel in Portugal, der Maria Pia‐Brücke und die Dom Luís I‐Brücke über den Duoro, und in Frankreich, dem Garabit‐Viadukt über die Truyère ähnelt, sollte die Müngstener Brücke ein Symbol für die technologische und wirtschaftliche Kraft des wieder gegründeten Deutschen Reiches sein. In diesem Kontext ist sie aktuell auch Teil eines Konvolutes hochrepräsentativer europäischer Stahlbrückenkonstruktionen des 19. Jahrhunderts, die als erhaltenswerte technische Denkmäler dem UNESCO‐Weltkulturerbe zugeführt werden sollen. Der frühere Name „Kaiser‐Wilhelm‐Brücke” unterstreicht die Ambitionen, mit denen man dieses Projekt verfolgte und dabei neueste Technologien zur Anwendung brachte. Ein Projekt, das zugleich und von Beginn an von Legenden umrankt war. Eine davon berichtet von einem Ingenieur, der sich im Zuge der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Brücke den Freitod gegeben haben soll, weil er infolge eines Fehlers in der Berechnung ein Bauwerksversagen befürchtete. Neu erschlossene historische Quellen nennen tatsächlich Namen von einem in diesem Kontext bisher unbekannten Ingenieur, der außer dem bekannten Protagonisten Anton von Rieppel (1852–1926) an der Planung und am Bau der Müngstener Brücke aller Wahrscheinlichkeit nach auch federführend tätig war, aber aus unbekannten Gründen bis zum heutigen Tage verschwiegen wird. Die Tatsache, dass diese Person kein „Nobody” in den damaligen Fachkreisen war, sondern zu den erfahrensten Brückenbauingenieuren jener Zeit zählte, deutet auf außergewöhnliche Umstände hin, die dazu geführt hatten, das Andenken dieser verdienstvollen Persönlichkeit auszulöschen.

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