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Georg Christoph Mehrtens (1843–1917): Protagonist des Stahlbrückenbaus im wilhelminischen Deutschland[Note 1. 1 Erweiterte Fassung des gleichnamigen Beitrags aus dem Tagungsband ...]
Author(s) -
Kurrer KarlEugen
Publication year - 2017
Publication title -
stahlbau
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.268
H-Index - 19
eISSN - 1437-1049
pISSN - 0038-9145
DOI - 10.1002/stab.201710484
Subject(s) - humanities , art , philosophy , art history
Abstract Wie kein anderer trieb der vor 100 Jahren verstorbene Georg Christoph Mehrtens in Deutschland den Übergang vom Eisen‐ zum Stahlbrückenbau voran. Als Wilhelm II. (1859–1941) 1888 zum Kaiser des Deutschen Reichs inthronisiert wurde, schickte sich der preußische Bau‐ und Betriebsinspektor Mehrtens in Bromberg an, das Schmiedeeisen im Großbrückenbau durch den Flussstahl im Allgemeinen und den Thomasstahl im Besonderen zu ersetzen. Mit dem großmaßstäblichen Einsatz des Thomasstahls für die Weichselbrücke bei Fordon (1891–1893) erreichte die Wechselwirkung zwischen der deutschen Stahlindustrie und der Stahlbauindustrie eine neue Qualität, die ihr alsbald international Geltung verschaffte und sich zum wichtigen Element der Wirtschaftspolitik der deutschen Schwerindustrie entwickeln sollte. In seiner Zeit als Professor an der TH Dresden von 1895 bis 1913 schuf Mehrtens (Bild 1) mit seinen Monografien über Baustatik und Brückenbau ein enzyklopädisches Werk, das damals im Konstruktiven Ingenieurbau ohne Beispiel war. Zu seinen Schülern zählten die späteren Professoren der TH Dresden Max Foerster (1867–1930), Willy Gehler (1876–1953) und Kurt Beyer (1881–1952), welche zum Fortschritt des Konstruktiven Ingenieurbaus und der Baustatik in ihrer Konsolidierungsperiode (1900–1950) signifikant beitrugen. Als begehrter Gutachter und Juror bei Wettbewerben sowie als Zeitschriftenautor beeinflusste Mehrtens den deutschen Großbrückenbau auf konstruktiver und auf ästhetischer Seite bis weit in das zweite Dezennium des vorigen Jahrhunderts. Doch Mehrtens ist nicht nur Protagonist des Stahlbrückenbaus im wilhelminischen Deutschland, sondern kann auch als Pionier der Historiografie der Bautechnik in Deutschland gelten.