Einfluß und Verantwortung der Wissenschaft: Auszug aus einem im Orden pour le Mérite für Wissenschaften und Künste gehaltenen Referat (Oktober 1993)

Welche Verantwortung trägt die Wissenschaft für die Folgen ihres Tuns? Welches Maß an Einflußnahme auf gesellschaftlich‐politische Entscheidungen ist geboten? Welchen Handlungsmaximen soll der einzelne folgen? In jeder Phase ihrer 50jährigen Geschichte haben die Physikalischen Blätter Fragen dieser Art aufgegriffen und verantwortungsvoll diskutiert. Wie kein zweiter hat sich Carl Friedrich von Weizsäcker in seinen Vorträgen, Aufsätzen und Büchern mit dieser Problematik auseinandergesetzt. Er hat damit im Kreis der Wissenschaftler, aber auch weit darüber hinaus, die Verantwortung von Wissenschaft und Technik bewußt gemacht und zur aktiven Wahrnehmung solcher Verantwortung aufgerufen. Von Weizsäcker war die treibende Kraft beim Zustandekommen der „Göttinger Erklärung” vom 12. April 1957 (siehe Seite 31), einem herausragenden Zeugnis für aktiv wahrgenommene Verantwortung durch deutsche Physiker. Seither haben die Probleme, die nach verantwortungsvoller Einflußnahme durch Wissenschaftler verlangen, an Zahl und Bedeutung eher zu‐ als abgenommen. Vor diesem Hintergrund hat die Redaktion Herrn von Weizsäcker gebeten, diese Problematik aus heutiger Sicht zu beleuchten. (E. D.)