Risiko für somatische Spätschäden durch ionisierende Strahlung

Die Abschätzung des gesundheitlichen Risikos durch ionisierende Strahlung niedriger Dosis ist eine wissenschaftliche Problematik, die von der interessierten Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt wird. Neu belebt wurde die Diskussion um Spätschäden durch den Reaktorunfall von Tschernobyl und die neuesten Ergebnisse bezüglich der Atombombenopfer von Hiroshima und Nagasaki. Nach wie vor ist die Extrapolation in den Bereich niedriger Dosen aus epidemiologischen Datensätzen, die bei Bestrahlung mit hoher Dosis gewonnen wurden, an Hypothesen gebunden und eine Quantifizierung des Risikos deswegen unsicher. Im folgenden Bericht gibt der Vorsitzende des DPG‐Fachausschusses Strahlenwirkung und Strahlenschutz, Dr. H. G. Paretzke von der Gesellschaft für Strahlen‐ und Umweltforschung (GSF), eine Übersicht über neuere Abschätzungen des strahlenbedingten Krebs‐ und Leukämierisikos. Noch vor dem Reaktorunfall von Tschernobyl hat die GSF neue Risikofaktoren für die deutsche Bevölkerung erarbeitet. Die wichtigsten Ergebnisse daraus werden vorgestellt und mit denen von sieben weiteren Risikoabschätzungen verglichen. Vor allem aufgrund von neuen Erkenntnissen bezüglich der zeitlichen Extrapolation der Gesundheitsrisiken schätzt man heute die Risikofaktoren allgemein höher ein als noch vor wenigen Jahren. Welche Konsequenzen daraus für den praktischen Strahlenschutz zu erwägen sind, ist am Ende des Beitrages angemerkt. (Für einen Überblick über die Strahlenarten, Dosisbegriffe und Dosiseinheiten sei der Aufsatz „Strahlenexposition und Strahlenrisiko der Bevölkerung Teil I und II” von W. Jacobi, Phys. Blätter Mai und Juni 1982, Seite 122 bzw. 140, empfohlen).