Ueber das Studium der Naturwissenschaften

Diese Schrift, die 1840 bei Fr. Vieweg u. Sohn in Braunschweig verlegt wurde, trägt noch den Untertitel: „Über den Zustand der Chemie in Preußen.” Sie ist eine Streit‐ und Anklageschrift, deren Hauptfrage uns in der heutigen Zeit in ihren Einzelheiten insofern nicht mehr stark berührt, als die von Liebig geforderten chemischen Laboratorien an den Universitäten Selbstverständlichkeiten geworden sind. Was aber noch heute frisch und jung aus dieser Schrift spricht und auch für die Gegenwart gilt, sind die Anschauungen Liebigs über die Naturwissenschaft und ihre Bedeutung. Der Vorwurf, daß „die Regierung selbst es ist, welche nicht die entfernteste Ahnung von der Bedeutung der Chemie besitzt” und daß „alle Bemühungen der Lehrer an dem Mangel an Erkenntnis derer scheitern, deren Aufgabe es ist, die Fortschritte der Wissenschaft vorzubereiten und zu erleichtern”, wurde ihm von dem zuständigen Ministerium sehr übelgenommen und mit jahrelangen Verzögerungen in Berufungsfragen beantwortet. Es ist der kämpferische Geist des Fortschritts, der aus den vergilbten Blättern der Schrift von einem halben Hundert Seiten aufsteigt, aus der hier zwei Drittel wiedergegeben seien.