Untersuchung des Steinkohlentheers

Mit dem Namen Steinkohlentheer bezeichnet man gewohnlich die schwarze olartige Substanz welche bei der Dcstillalion versclriedener bituminiiser Kohlen in der Rothglirhhitze , gelegenllich der Darstellung des Leuchtgases in den gewbhnlichen Gasfabriken gewonnen wird. Die bei der Deslillation der Kohle in niederer Temperatur auftretenden Stoffe liabe ich keiner Untersuchung unterworfen und in der That kennt man noch sehr wenig die bei wechselnder Temperatur dcr Relorten eintretenden Aenderungen , sowie auch die Beziehungen zwisclien dem Chararler des Products und der Nalur der zersetzten Kohle.' Es ist bekannt, daTs dieser Steinkohlenlheer aus einer grofsen Anzahl oliger Bestandtheilc besteht, von neutraler, saurer odcr basischer Natur ; die neutralen Stoffe bilden die uberwiegende Masse, haben abcr noch nicht die Aufmerksamkeit soviel auf sich gezogen, als sie verdienen. Es ist indessen bemerkenswerth, d a t von jeder dieser drei Klassen ein Reprasentant, eine Hauptrolle bei der Enlwickelung der interessantesten Thnlsachen der neueren Chemie gespielt hat; so haben Naphtalin, Anilin, Phenol wohl mit am meisten durch ihre Substitutionsproducte und durch die Beziehungcn, welche sie zu anderen Kurpern zeigen , zu der Ausbreilung der Radicaltheorie beigetragen. Unter den Sauren des Theers erwahne ich die Essigsaure, einige der Sauren aus der Cyanreihe und Schwefelwassersloffsaure; doch gehiiren diese mehr zu dem wasserigen, als zu dem iiligen Theil des Destillates. Iron den oligen Sauren wissen wir nur wenig. Runge *) beschricb deren drei, welche er Car-