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Sozialpartnerschaft und Disorganisierung: Veränderung und Kontinuität der Entscheidungsstrukturen in der Österreichischen Arbeitszeitpolitik
Author(s) -
Kittel Bernhard
Publication year - 1996
Publication title -
swiss political science review
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 1.632
H-Index - 30
eISSN - 1662-6370
pISSN - 1424-7755
DOI - 10.1002/j.1662-6370.1996.tb00190.x
Subject(s) - political science , humanities , art
Zusammenfassung Die Disorganisierungstheorie unterstellt einen säkularen Trend zur Dezentralisierung und Deregulierung der Arbeitsbeziehungen sowie zur Schwächung der Interessenorganisationen der Arbeitnehmer. Im Aufsatz wird anhand einer Fallstudie zur Arbeitszeitpolitik untersucht, ob ein solcher Trend auch in Österreich als “Musterbeispiel” eines neokorporatistisch organisierten Landes nachweisbar ist. Anhand eines Vergleichs der Entscheidungsprozesse im Bereich der Arbeitszeitpolitik in den 60er und 80er/90er Jahren, betreffend die Einführung der 40‐Stunden‐Woche und die Flexibilisierung der täglichen und wöchentlichen Arbeitszeit wird gezeigt, dass zwar eine Dezentralisierung im Sinne einer Verlagerung der Verhandlungen über Arbeitszeitregelungen von der Ebene der Dachverbände auf die Ebene der Fachorganisationen, aber bis dato keine Deregulierung des Arbeitszeitrechts stattgefunden hat. Das nach wie vor existierende gesetzliche “Auffangnetz” und die Möglichkeit, die darin festgelegten Bestimmungen durch Vertrag zwischen der Gewerkschaft und den Arbeitgebervertretern auszuweiten, ermöglicht den Arbeitnehmervertretern die Beibehaltung einer weitgehenden Gestaltungsrelevanz. Somit zeugt Österreich von der empirischen Möglichkeit des Musters einer “organisierten Dezentralisierung” der Arbeitsbeziehungen.