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Gliederung, Verbreitung und Entstehung der Gattung Rhododendron – Eine Synthese aus botanischer, paläobotanischer und geologischer Sicht
Author(s) -
Krutzsch Wilfried
Publication year - 1991
Publication title -
feddes repertorium
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.24
H-Index - 25
eISSN - 1522-239X
pISSN - 0014-8962
DOI - 10.1002/fedr.19911020103
Subject(s) - subgenus , humanities , art , biology , geography , botany , genus
Die Kombination von Morphologie und Chorologie der subgenerischen Einheiten führt zu wichtigen Fragen bei der Bewertung der Untergliederung der Gattung. Ergänzung findet dieses in einer erstmalig vorgenommenen historischen Analyse der Gattung Rhododendron vor dem Hintergrund geowissenschaftlicher Daten (Paläoklimatologie, Paläogeographie, Paläochorologie, Paläofloristik, Paläoorographie etc.). Dies ergibt ein differenzierteres phylogenetisches Bild von der Entwicklung der Gattung, die, seit ca. 53 Mill. Jahren belegt, in mehreren Etappen in verschiedenen begrenzten Räumen und unter verschiedenen Klimaten erfolgt ist, d. h. während der verschiedenen Stufen des Tertiärs und Quartärs. Das heutige Mannigfaltigkeitszentrum in Südostasien ist dabei historisch‐geologisch betrachtet recht jung (ca. 10–15 Mill. Jahre) und als solches kein primäres, sondern ein durchaus sekundäres. Bis weit in das Alttertiär hinein war Südostasien noch ein Trokkengebiet. Die Differenzierung und Ausbreitung von sehr vielen der heutigen Arten Südostasiens (speziell die der Sektion Vireya ) ist sehr jungen Datums (nur rund 1–5 Mill. Jahre alt). Als älteste Gruppen werden das Subgenus Hymenanthus , und zwar die Sektion/Subsektion Pontica , das Subgenus Pentanthera und Teile des Subgenus Rhododendron , Sekt./Subsekt. Rhododendron (Ferruginea) und Carolineana, resp. ihre Vorläuferformen, angesehen. Sie allein weisen auch heute noch in ihren Reliktarealen auf eine ursprüngliche nordtethyanische, laurasische, warm‐humide, extratropische laurophylle Gürtelflora des Alttertiärs hin, die sich vom westlichen Nordamerika über das östliche Nordamerika, Europa bis hin nach Mittelusien erstreckt hat. Dies ist der Ursprungs‐Florenbelt der Gattung Rhododendron . In diesem Belt fand im Eozän durch zonale klimatische Unterschiede die erste, wichtigste Differenzierung der Gattung statt. wobei die ursprünglich immergrünen, alepidoten Vertreter im Süden in die lepidoten und im Norden in die ersten sommergrünen, laubwerfenden alepidoten Typen aufspalten. Der alte zonale Vegetationsbelt zerfällt ab Oligozän in einen westlichen, mittleren (Europa/Vorderasien) und östlichen Teil. Fast alle folgenden Entwicklungsdifferenzierungen sind dann nur noch auf den östlichen Sektor. auf Südost‐ und Ostasien beschränkt, und sie alle sind jünger als Eozän. Diese Differenzierungsprozesse reichen bis hin zur Gegenwart. Die Besiedlung Nordostasiens und der arktischen Region ist im wesentlichen ein Phänomen des Quartärs. insbesondere des Holozäns.