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Chemie im Kontext‐ein neues Konzept für den Chemieunterricht? Darstellung einer kontextorientierten Konzeption für den 11. Jahrgang
Author(s) -
Huntemann Heike,
Paschmann Antje,
Parchmann Ilka,
Ralle Bernd
Publication year - 1999
Publication title -
chemkon
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3730
pISSN - 0944-5846
DOI - 10.1002/ckon.19990060406
Subject(s) - humanities , philosophy , physics
CHEMIEUNTERRICHT hat trotz vieler Forschungsarbeiten und zahlreicher guter Ideen bei Schülern und Schülerinnen immer noch nicht das Ansehen und die Bedeutung, die ihm gebührt. Wissen und Lernstoff aus dem Chemieunterricht werden nur selten auf reale Gegebenheiten und Problemstellungen übertragen; dieses wird nicht nur am Beispiel der i.d.R. fehlerhaften Darstellung des Treibhauseffektes [1] oder an Äußerungen wie „falsche” bzw „schlechte” Kohlensäure (im Zusammenhang mit dem Coca‐Cola‐Skandal in Belgien) deutlich. Als mögliche Ursachen können der häufig unklare Alltagsbezug von Schulwissen oder auch die mangelhafte Anknüpfung im Unterricht an bereits vorhandene Schülervorstellungen gesehen werden Da solche Probleme auch in anderen Ländern auftreten, hat man sich dort bemüht, grundsätzlich andere Strukturen, wie etwa den Salters Chemistry Course aus Großbritannien oder Chemistry in Community aus den USA, zu entwickeln [2, 3, 4]. Diese Kurse sind für einen breiten Schülerkreis ausgelegt; die curriculare Struktur orientiert sich nicht in erster Linie an der wissenschaftlichen Fachsystematik des Faches Chemie, sondern an forschungsrelevanten und lebensweltlichen Themengebieten. Diese werden in einer Weise miteinander vernetzt, daß die notwendigen fachimmanenten Inhalte der Chemie kontextgebunden strukturiert und vermittelt werden. Erste Untersuchungen zum Salters Chemistry Course zeigen, daß dieser Kurs nicht nur zu einer deutlichen Motivationssteigerung bei Schülerinnen und Schülern geführt hat [5], er berücksichtigt ebenfalls vielfache Anforderungen an einen zeitgemäßen Chemieunterricht: Er ist anspruchsvoll, enthält fächerübergreifende Aspekte, schult vernetztes Denken und liefert einen Beitrag zur Allgemeinbildung Unser Ziel ist es, entsprechende Konzepte auch für den bundesdeutschen Chemieunterricht zu entwickeln, wobei neben Veränderungen der inhaltlichen Gewichtung auch die methodische Komponente im Vordergrund steht. Unser Konzept Chemie im Kontext soll ebenfalls — ein breites Feld der Schülerinnen und Schüler erreichen; — zum Aufbau eines rationalen Verständnisses im Umgang mit lebensweltlichen Problemsituationen beitragen; — den Beitrag der Chemie zur Allgemeinbildung aufzeigen; — eigenständiges Lernen und den Umgang mit verschiedenen Methoden und neuen Medien schulen; — Interesse an der Beschäftigung mit chemischen Fragestellungen anregen.Die besonderen fachdidaktischen Herausforderungen liegen zum einen in der Gestaltung einer sinnvollen Symbiose zwischen fachsystematischer Notwendigkeit und der gewünschten Kontextorientierung, zum anderen aber auch in dem Wechselspiel von konzeptioneller Entwicklung, empirischer Überprüfung und daraus resultierender Überarbeitung Neben der Entwicklung des Gesamtkonzeptes haben wir damit begonnen, einen Vorschlag für einen konkreten Unterrichtsgang inklusive der Arbeitsmaterialien für den 11. Jahrgang zu erstellen. Im Schuljahr 1998/99 wurde der Kurs erstmalig durchgeführt, unter anderem am Niedersächsischen Internatsgymnasium Essens, das als EXPO‐Schule 2000 ausgewählt wurde. Eine begleitende Evaluation hat stattgefunden Im Rahmen dieses Artikels wird das Teilgebiet „Treibstoffe in der Entwicklung” vorgestellt. Die curriculare Einbettung wird aufgezeigt. Über erste Erfahrungen aus der schulpraktischen Erprobung wird ebenfalls berichtet.