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Schütterwirkungen historischer Erdbeben und aktuelle Anwendungsgebiete für das Erdbebeningenieurwesen
Author(s) -
Amstein Silke,
Lang Dominik H.,
Schwarz Jochen
Publication year - 2005
Publication title -
bautechnik
Language(s) - German
Resource type - Journals
SCImago Journal Rank - 0.224
H-Index - 17
eISSN - 1437-0999
pISSN - 0932-8351
DOI - 10.1002/bate.200590194
Subject(s) - humanities , philosophy , political science , gynecology , physics , medicine
Intensitäten und somit die beobachteten Schütterwirkungen historischer Erdbeben bilden die Grundlage für die Auslegung von Bauwerken in deutschen Erdbebengebieten. In Verbindung mit modernen meßtechnischen Hilfsmitteln, Auswertemethoden und Geographischen Informationssystemen (GIS, GPS) erschließen sich aus den Schütterwirkungen historischer Erdbeben für das Erdbebeningenieurwesen aktuelle Anwendungsgebiete. Behandelt werden Beispiele aus den Bereichen der seismischen Gefährdungseinschätzung und Risikobewertung sowie der standortspezifischen Untergrundklassifikation und Einwirkungsbeschreibung. Ausgehend von der Erdbebenzonenkarte der DIN 4149 (1981, 1992) [1], die auf der Grundlage makroseismischer Schüttergebietskarten die historisch maximale und einmalig beobachtete Intensität widerspiegelt, kann gezeigt werden, daß auch die aktuelle Erdbebenzonenkarte in der Neufassung der DIN 4149: 2005 [2] durch die hypothetischen Schütterwirkungen historischer Ereignisse plausibel reproduziert werden kann. An Beben des 20. Jahrhunderts, von denen die Schadensangaben standortgenau erhoben werden konnten, wird eine Reinterpretation der Bauwerksschäden im mikroskaligen Maßstab vorgenommen. Der Beitrag konzentriert sich dabei auf die beim Saulgau‐Beben vom 27. 06. 1935 und beim Albstadt‐Beben vom 03. 09. 1978 im Epizentralbereich besonders betroffenen Ortschaften, deren Schütterwirkungen mit einer Intensität von VII–VIII beschrieben werden können. Beide Ereignisse vermitteln somit einen Eindruck, welches Schadensbild im Bereich der Zonen 2 und 3 bei Erdbeben vergleichbarer Stärke zu erwarten wäre. Über meßtechnische Standortuntersuchungen im Bereich auffälliger Unterschiede in den Schütterwirkungen gelingt der Nachweis, daß das mit der Neufassung der DIN 4149: 2005 eingeführte Konzept geologie‐ und baugrundabhängiger Spektren in ausgezeichneter Weise geeignet ist, um dem lokalen Verstärkungspotential der Bodenbewegung auf der Einwirkungsseite begegnen zu können. Für die Fallstudie des Albstadt‐Erdbebens vom 03. 09. 1978 werden Datenebenen vorgelegt, die bei der Reinterpretation des Schadensbildes und Verlustkenngrößen in [3] bereits zugrunde gelegt wurden. Die tatsächlich beobachteten Schütterwirkungen bilden dabei den Maßstab, um die Plausibilität der Szenarien verifizieren und die zugrunde liegenden Verletzbarkeitsfunktionen kalibrieren zu können.