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Bunsen, der Geochemiker: isländische Vulkane, Geysirtheorie sowie Gas‐, Gesteins‐ und Mineralienanalysen
Author(s) -
Wentrup Curt
Publication year - 2021
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.202008727
Subject(s) - humanities , chemistry , art
Abstract Nach der großen Eruption des isländischen Vulkans Hekla 1845–1846 wurde Bunsen von König Christian VIII. von Dänemark und Island eingeladen, an einer geochemischen Expedition nach Island zusammen mit dem Geologen Sartorius von Waltershausen und dem Physiologen Carl Bergmann (Göttingen) teilzunehmen. Der französische Mineraloge Des Cloizeaux ging unabhängig nach Island, wo er sich der Expedition anschloss. Das von Bunsen entwickelte Eudiometer war für seine präzisen Bestimmungen von vulkanischen Gasen und der Zusammensetzung von Mischungen maßgebend. Aufgrund seiner zahlreichen Gesteins‐ und Mineralienanalysen teilte er vulkanische Gesteine in zwei fundamentale Typen ein, den mehr kieselsäurereichen (heutzutage felsisch genannt) und den weniger kieselsäurereichen, mehr basischen (heute mafisch), in Übereinstimmung mit Des Cloizeaux und dem dänischen Naturwissenschaftler J. C. Schythe. Bunsen formulierte auch den richtigen Mechanismus des Geysirphänomens und half, die Theorie von einer Verbindung zwischen Vulkanen, Geysiren und der See zu wiederlegen. Er geriet in heftige Auseinandersetzungen mit von Waltershausen über die Mechanismen der Bildung von Ammoniumchlorid und von vulkanischen Gesteinen sowie deren chemischer Zusammensetzung. Er zeigte sich als Erz‐Experimentator und vehementer Gegner von Hypothesen aller Art, weshalb er auch die neuen chemischen Theorien, z. B. die von Dumas und Kekulé, ablehnte.