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Glycosphingolipide – Natur, Funktion und pharmakologische Modulierung
Author(s) -
Wennekes Tom,
van den Berg Richard J. B. H. N.,
Boot Rolf G.,
van der Marel Gijsbert A.,
Overkleeft Herman S.,
Aerts Johannes M. F. G.
Publication year - 2009
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.200902620
Subject(s) - chemistry , microbiology and biotechnology , stereochemistry , biology
Die Entdeckung der Glycosphingolipide wird im Allgemeinen Johan L. W. Thudichum zugeschrieben, der 1884 über die chemische Zusammensetzung des Gehirns publizierte. In seinen Studien isolierte er aus ethanolischen Hirnextrakten mehrere Verbindungen, die er als Cerebroside bezeichnete. Eine dieser Verbindungen, Phrenosin (heute als Galactosylceramid bekannt), unterwarf er einer sauren Hydrolyse, aus der drei Komponenten hervorgingen. Eine Komponente identifizierte er als Fettsäure, eine andere als Isomer zur D ‐Glucose, heute als D ‐Galactose bekannt. Die dritte Komponente mit “alkaloidaler Natur” gab Thudichum “viele Rätsel” auf, weshalb er sie Sphingosin nannte, nach dem mythologischen Rätsel der Sphinx. Derzeit sind Sphingolipide und ihre glycosidierten Derivate Gegenstand intensiver Forschung mit dem Ziel, ihre Funktion für die strukturelle Integrität der Zellmembran, ihre Teilnahme in Erkennungs‐ und Signalübertragungsvorgängen und besonders ihre Beteiligung an pathologischen Prozessen, die als Ursache menschlicher Krankheiten (z. B. von Sphingolipidosen und Typ‐2‐Diabetes) gelten, aufzuklären. Dieser Aufsatz wird auf neuere Befunde zur Biosynthese, Funktion und zum Abbau von Glycosphingolipiden im Menschen eingehen, mit Fokus auf das Glycosphingolipidglucosylceramid. Besondere Aufmerksamkeit richtet sich auf die klinische Bedeutung von Verbindungen, die mit den Faktoren des Glycosphingolipid‐Metabolismus wechselwirken.