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Koordinationschemie mehrzähniger Isocyanid‐Liganden
Author(s) -
Hahn F. Ekkehardt
Publication year - 1993
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19931050505
Subject(s) - chemistry , isocyanide , stereochemistry
Trotz der hervorragenden Ligandeneigenschaften von Isocyaniden was bis vor wenigen Jahren nur eine geringe Zahl mehrzähniger Liganden dieses Typs bekannt. Das Interesse an diesen Liganden war im Vergleich zu dem an ihren einzähnigen Analoga weniger stark ausgeprägt, da aufgrund der linearen Anordnung der M–CN–R‐Gruppe normalerweise keine einkernigen Chelatkomplexe entstehen, sondern mehrkernige oder polymere Metall‐Komplexe gebildet werden, in denen der mehrzähnige Ligand gegenüber jedem Metallzentrum als einzähniger fungiert. Erst in jüngster Zeit gelang die Synthese einer Reihe von Polyisocyaniden mit großem Ligandengerüst. Zweizähnige Isocyanide können Metallatome verbrücken oder zu Chelaten mit nur einem Metallzentrum reagieren. Tripodale Liganden bilden ein‐ und zweikernige Komplexe, in denen die größten bisher beobachteten metallorganischen Ringe (bis zu 36 Atome) auftreten. Sie sind auch interessante Liganden für die Synthese von stabilen, diagnostisch bedeutungsvollen Technetium‐Komplexen des Typs [Tc(CNR) 6 ] + . Auch in der Katalyse zeichnen sich Anwendungen für tripodale Triisocyanide ab; so könnte eine faciale, chirale Cr(CNR) 3 ‐Einheit die Hydrierung oder Isomerisierung prochiraler Doppelbindungen katalysieren. Sogar Carbonyltrimetall‐Cluster lassen sich durch Triisocyanide mit geeignetem Ligandengerüst komplexieren und stabilisieren oder selektiv aufbauen. Die Umwandlung koordinierter Isocyanide in Carben‐Liganden ist leicht möglich und könnte zu Komplexen mit Polycarben‐Liganden führen.