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Emil Fischers Beweis der Konfiguration von Zuckern: eine Würdigung nach hundert Jahren
Author(s) -
Lichtenthaler Frieder W.
Publication year - 1992
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19921041204
Subject(s) - chemistry , humanities , philosophy
Heutige Lehrbücher vermitteln den trügerischen Eindruck, die Chemie habe sich in einem logisch geordneten, kontinuierlich fortschreitenden Prozeß entwickelt — ein Eindruck, der Fischers überragende forscherische Leistung zu einer selbstverständlichen, sich aus der historischen Situation zwangsläufig ergebenden Entwicklung herabstuft. Diese Fehleinschätzung läßt nicht nur die zahlreichen Zufallsergebnisse unberücksichtigt, die Fischers Zuckerarbeiten maßgeblich beeinflußten, sondern vernachlässigt vor allem das menschliche Bemühen, die jahrelange geistige Auseinandersetzung mit dem Problem und die prägende Kraft der Forscherpersönlichkeit, die schließlich zur Erkenntis der Zusammenhänge führten. Daß Fischers Enträtselung der Zuckerkonfiguration inzwischen hundert Jahre alt ist, legt nicht nur nahe, uns ihre Bedeutung für die Entwicklung der Organischen Chemie aus heutiger Sicht zu vergegenwärtigen; fast wichtiger erscheint, den kreativen Prozessen nachzuspüren und die konstruktiven, logischen Folgerungen nachzuvollziehen, die hinter Fischers Lösungsansatz standen. Diese zu erkennen — auf der Basis des damals verfügbaren experimentellen Materials — und zu verstehen, ist sicherlich ein wichtiges Kriterium für das Bemühen, die heutige Organische Chemie auf demselben forscherischen Niveau weiterzuentwickeln.

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