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Chemie für die Zukunft – Standortbestimmung und Perspektiven
Author(s) -
QuadbeckSeeger HansJürgen
Publication year - 1990
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19901021104
Subject(s) - humanities , political science , philosophy
Die Chemie als Wissenschaft von den Stoffumwandlungen steht in besonders enger Beziehung zur Entwicklung der menschlichen Lebensbedingungen. Als Technologie hat sie, obwohl erst etwas mehr als 150 Jahre alt, unsere Zivilisation stärker beeinflußt als die anderen technischen Disziplinen. Sie ist auch nicht aus dem Handwerk entstanden, sondern hat ihre Wurzeln in der wissenschaftlichen Forschung. Aus der Erkenntnis naturgesetzlicher Zusammenhänge wurden systematisch Lösungen für die Praxis erarbeitet. Dieser Strategie verdankt die Chemie ihren Erfolg. Neue Chancen ergeben sich aus neuen Erkenntnissen. Diese werden durch die Grundlagenforschung an Hochschulen und Instituten sowie auch in Industrielaboratorien gewonnen. Darauf aufbauend entwickelt die angewandte Forschung innovative Problemlösungen im technischen Maßstab. Ihre Zielsetzungen orientieren sich am Markt und an den Bedürfnissen der Menschen. Unser Wissen über naturwissenschaftliche Zusammenhänge wächst seit einigen Jahrzehnten mit ungebrochener Dynamik, zugleich aber auch die Einsicht in die ungeheure Komplexität der stofflichen Welt. Viele Probleme unserer Zivilisation bestehen deshalb, weil unser Wissen noch unzureichend ist. Nur durch intensive Forschung und Entwicklung werden wir weiterkommen. Selbstverständlich müssen die Wissenschaftler mit dem erworbenen Wissen verantwortlich umgehen und in der Öffentlichkeit durch Information Vertrauen in ihre Methoden und „Produkte” schaffen. Dies ist die Voraussetzung für die Akzeptanz des technischen Fortschritts, zu dem es in Anbetracht der wachsenden Bevölkerungszahlen keine Alternative gibt. Die Ausgestaltung des Fortschritts unterliegt jedoch auch Einflüssen außerhalb der Wissenschaft, wie den gesellschaftlichen Normen und dem politischen Handeln. Ein an natürlichen Rohstoffen armes Land wie die Bundesrepublik Deutschland muß auch diesen Faktoren besondere Beachtung schenken, wenn es seine Innovationskraft erhalten will.