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Molekularbiologische Grundlagen der Spezies‐ und Organspezifität von Influenza‐A‐Viren
Author(s) -
Scholtissek Christoph
Publication year - 1986
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19860980105
Subject(s) - philosophy , microbiology and biotechnology , biology
Die Influenza ist eine der großen Seuchen, die noch nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Dies beruht auf der hohen Variabilität des auslösenden Agens, der Influenza‐A‐Viren. Diese Viren benehmen sich wie ein Chamäleon: Sie passen sich außerordentlich schnell veränderten Umweltbedingungen an. Neue Stämme werden “synthetisiert”, die die Immunabwehr des Wirtes unterlaufen können, die Speziesbarrieren überschreiten und die hochpathogen sein können. Wir beginnen, die molekularen Grundlagen für diese außergewöhnliche Variabilität zu verstehen. Das Genom der Influenza‐A‐Viren besteht aus acht Einzelstrang‐RNA‐Segmenten. Jedes der acht RNA‐Segmente, deren Totalsequenz bekannt ist, ist ein Gen. Bei der Doppelinfektion eines geeigneten Organismus mit zwei verschiedenen Influenza‐A‐Stämmen benimmt sich jedes RNA‐Segment wie ein Chromosom. Das bedeutet, daß durch Umverteilung der 16 RNA‐Segmente theoretisch 2 8 − 2 = 254 Neukombinationen (Reassortanten) erwartet werden können, die alle verschiedene Eigenschaften haben. Weiterhin werden Mutationen in den einzelnen RNA‐Segmenten relativ leicht toleriert. Ein weiteres großes Problem ergibt sich aus dem gewaltigen Reservoir verschiedener Influenza‐A‐Viren im Tierreich, vor allen Dingen in den Wasserzugvögeln, in denen diese Viren kaum Symptome auslösen und die die unterschiedlichsten Virus‐Subtypen über Kontinente verbreiten. Diese Erkenntnisse lassen es notwendig erscheinen, prinzipiell neue Wege zur Bekämpfung dieser großen Seuche einzuschlagen.