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Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaftstheorie
Author(s) -
Wieland Wolfgang
Publication year - 1981
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19810930804
Subject(s) - philosophy , humanities , art
Die Wissenschaft ist in der modernen Welt längst zu einem Faktor der Produktion und Reproduktion von Gütern und zu einer Bedingung der Möglichkeit des Lebens in dieser Welt geworden. Doch sie geht andererseits nicht darin auf, eben dies zu sein. So ist die Wissenschaft in eine Orientierungskrise geraten, seit sie gewahr wurde, daß sie nicht mehr nur um der reinen Erkenntnis willen betrieben wird, die in alten Zeiten einmal das Ideal war, auf das hin sie sich glaubte verstehen zu können. Vermag die Wissenschaftstheorie dem Forscher Auskunft zu geben, was das eigentlich ist, was er tut, aber auch darüber, ob er sich hinsichtlich seiner Wissenschaft und seiner Stellung in ihr nicht in einer Selbsttäuschung befindet? Die Wissenschaftstheorie hat Stellen offengelegt, an denen sich zeigt, daß unsere Wissenschaft auch im Idealfall niemals jenes naht‐ und bruchlose Gefüge aus Beobachtung, Experiment und mathematisch‐formalen Techniken ist, für das man sie oftmals hält. Es ist nicht das geringste Verdienst der modernen Wissenschaftstheorie, deutlich gemacht zu haben, daß nicht die Wissenschaft den Menschen darüber belehren kann, was er mit ihr und ihren Ergebnissen nun eigentlich anfangen soll.