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Polymere Antitumormittel auf molekularer und zellulärer Basis?
Author(s) -
Gros Leo,
Ringsdorf Helmut,
Schupp Hans
Publication year - 1981
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19810930405
Subject(s) - gynecology , chemistry , medicine
„Die Chemie ist eine reife Wissenschaft geworden, mit allen Vorteilen und Nachteilen der Reife: es wird reichlich geerntet, aber die Zukunft, das Abenteuer, scheint vielen anderswo zu liegen” [1a] . Das gilt – im Jahre des 100. Geburtstags von Hermann Staudinger – auch für die makromolekulare Chemie. Wo liegen ihre „Abenteuer”? In Grenz‐ und Nachbargebieten wie Biomedizin und Molekularbiologie locken ungelöste Probleme, z. B. im Bereich der Krebs‐Chemotherapie. Kann der Polymerchemiker einen Beitrag zur Lösung solcher Probleme leisten? Polymere können für sich pharmakologisch aktiv sein oder als Träger für Pharmaka aufgrund ihrer speziellen Eigenschaften die Körperverteilung, Ausscheidung und Zellaufnahme der Pharmaka beeinflussen. Sie eröffnen somit eventuell neue Möglichkeiten der Therapie maligner Tumoren bis hin zur Affinitätschemotherapie mit synthetischen Makromolekülen. Mit der Fähigkeit zum gezielten Ansteuern körperfremder Zellen als Grundlage für die immunologische Abwehr von Infektionen verfügt unser Körper über ein perfektes biologisches System zur „Affinitätstherapie”: Es ist faszinierend zu sehen, was das Immunsystem mit einer Tumorzelle macht, wenn es dieser nicht gelingt, die Abwehrmechanismen zu unterlaufen (vgl. Abb. 14). Kann man solche spezifischen Zell‐Zell‐Wechselwirkungen simulieren? Was müßte man können, um sich diesem Abenteuer experimentell zu nähern? Der Aufbau stabiler Membran‐ und Zellmodelle ist bereits möglich. Dies könnte ein erster Schritt in diese Richtung sein. Weit davon entfernt, praktisch verwendbare Lösungen für eine spezifische Tumortherapie anbieten zu können, kann die makromolekulare Chemie auf dem Weg zum angestrebten Ziel viel lernen. Die Kooperation mit Nachbardisziplinen, denen sie bisher oft fremd gegenüberstand, ist dafür – Staudingers Ideen entsprechend – eine der Voraussetzungen.

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