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Viroide: Eine Klasse subviraler Krankheitserreger
Author(s) -
Gross Hans J.,
Riesner Detlev
Publication year - 1980
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19800920404
Subject(s) - philosophy , physics , chemistry , humanities
Infektiöse, hüllproteinfreie Ribonucleinsäure‐Moleküle konnten in jüngster Zeit als Erreger von Krankheiten höherer Pflanzen entdeckt und charakterisiert werden. Es handelt sich dabei um ringförmige, aus ca. 360 Nucleotiden aufgebaute Ribonucleinsäuren, die als Viroide bezeichnet werden. Damit ist den Viren und Bakteriophagen eine Klasse noch kleinerer infektiöser Agentien zur Seite gestellt. Viroide sind die ersten eukaryotischen Krankheitserreger, deren chemische Struktur vollständig beschrieben werden konnte. Sie haben strukturelle und dynamische Eigenschaften, die an anderen Nucleinsäuren bisher nicht beobachtet wurden. Das am besten untersuchte Viroid PSTV („potato spindle tuber viroid”) besteht beispielsweise aus genau 359 Nucleotiden, die durch weitgehende Watson‐Crick‐Basenpaarung ein Stäbchen bilden, in welchem kurze Doppelhelices mit ebenfalls kurzen ungepaarten Bereichen abwechseln. Die Dynamik der Viroide ist durch zwei Eigenheiten charakterisiert: Die außergewöhnliche Kooperativität wird durch die Bildung stabiler Äste garantiert, und die Hauptkonformationsänderung ist ein Übergang zwischen einer gestreckten und einer verzweigten Struktur.