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Beziehungen zwischen Mikroben und blutgruppenaktiven Substanzen
Author(s) -
Springer G. F.
Publication year - 1966
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19660782103
Subject(s) - microbiology and biotechnology , chemistry , philosophy , biology
Substanzen mit Blutgruppenspezifität ABH(0) sind nicht auf die roten Blutzellen des Menschen beschränkt. Sie sind vielmehr antigene, ubiquitäre Oberflächenstrukturen, die die Natur als Bauprinzip von Mikroben bis zu Säugetieren beibehalten hat. Sogenannte „präexistierende natürliche” Antikörper lassen sich experimentell als das Resultat „stiller” Immunisierung durch diese weitverbreiteten Antigene nachweisen. Die blutgruppenspezifischen Strukturen der Bakterien sind denen der menschlichen ABH(0)‐Substanzen chemisch sehr ähnlich. Die Situation bei den aktiven Substanzen aus höheren pflanzen ist komplizierter; sie geben außergewöhnliche immunchemische Reaktionen, und zwei ihrer blutgruppenspezifischen Monosaccharide präzipitieren Antikörper. In jüngster Zeit wurde die Natur der M‐ und N‐Blutgruppensubstanzen aus Erythrocytenmembranen aufgeklärt, welche zudem hervorragende Influenzavirus‐Rezeptoren und‐Hemmer sind. M‐ und N‐antigene Glykoproteine sind die Hauptsubstanzen des zweiten von mindestens 14 Blutgruppensystemen des Menschen. Das NN‐Antigen ist die erste physikalisch homogene, chemisch definierte, hochblutgruppenaktive Zelloberflächenstruktur menschlichen Ursprungs. Als Oberflächenstrukturen haben blutgruppenaktive Substanzen Rezeptoreigenschaften, von denen die Blutgruppenspezifität wohl häufig nur eine von mehreren ist.