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3.6‐Didesoxy‐hexosen ‐ Chemie und Biologie
Author(s) -
Westphal O.,
Lüderitz O.
Publication year - 1960
Publication title -
angewandte chemie
Language(s) - German
Resource type - Journals
eISSN - 1521-3757
pISSN - 0044-8249
DOI - 10.1002/ange.19600722303
Subject(s) - microbiology and biotechnology , chemistry , philosophy , biology
In den letzten Jahren wurde, hauptsächlich bei Bakterien, eine neue Klasse von Desoxyzuckern aufgefunden und — gemeinsam mit den Arbeitskreisen von A. M. Staub und E. Lederer — als 3.6‐Didesoxyhexosen aufgeklärt. Von den theoretisch möglichen acht Stereoisomeren sind bislang wenigstens fünf natürliche Vertreter, darunter zwei Paare von optischen Antipoden, bekannt. Ihre Isolierung, Strukturaufklärung und Synthese sowie Nachweisverfahren werden beschrieben. In Zusammenarbeit mit F. Kauffmann wurden umfangreiche Zuckerbaustein‐Analysen von Polysacchariden (O‐Antigenen) bei Salmonellen u. a. durchgeführt; 3.6‐Didesoxy‐hexosen treten häufig auf und sind charakteristisch für bestimmte Serogruppen. Als Bausteine spezifischer Polysaccharide in der bakteriellen Zellwand besitzen die jeweils terminal gebundenen 3.6‐Didesoxy‐hexosen vielfach immunologische Funktion als determinante (spezifitäts‐bestimmende) Endgruppen (mit A. M. Staub und R. Tinelli ). Dies wurde u. a. durch Darstellung eines künstlichen Antigens mit Colitose (3‐Desoxy‐L‐fucose) als determinanter Gruppe demonstriert. Die Immunisierung geeigneter Tiere führte nicht nur zu Antikörpern gegen Colitose, sondern auch gegen einige pathogene Bakterien, welche colitose‐haltige Zellwand‐Polysaccharide bilden (E. coli O 111 u. a.). Einige biochemische und genetische Aspekte im Zusammenhang mit 3.6‐didesoxyhexose‐haltigen bakteriellen Zellwand‐Polysacchariden werden erörtert und diskutiert.